Das Bild kommt aus Porto, und die Freude, die ‚man‘ bei einer von einem selbst als gelungen empfundenen Komposition erfahren kann, wirft wie immer die Frage auf, wodurch Gelungenes entsteht. Dass alles subjektiv oder Geschmacksache sein soll oder ist, tut zuweilen gar nichts zur Sache. Ich bestehe immer mal wieder darauf, dass es Kriterien gibt für das, was ‚wir‘ letztendlich als Kunst erkennen oder anerkennen oder auch nicht. Es war schon immer das Bewegende an der Kunst, dass sie uns, wenn es sie ist, zumindest zuweilen ins Wortlose führt. Damit man aber auch dort nicht steckenbleibt, bleibt einem immerhin die mögliche Nähe zum Wort, von dem man weiß, dass es hier nur ein Begleiter über den großen Strom ist, einerseits darauf hinweisend, dass das Schweigen uns nie verlassen wird, und andrerseits, dass das Wort seine eigene Kraft besitzt, mit der es ergründen kann, was einen anspricht, und was nicht, und warum, und wie, und wann. Manchmal lese ich über irgendwelche KünstlerInnen einen Artikel oder eine Kritik, dann kommt es vor, dass ich neugierig werde und mir was auf YouTube anhöre. Öfters schon mal hat mich dann das Gehörte oder Gesehene fast erschreckt, so als wäre zwischen mir und dem Gesellschaftsfluss ein Abgrund entstanden, den ich gar nicht registriert habe. Dann weiß ich auch, was Geschmacksache ist. Aber zum Beispiel hat mich an der Band „Deichkind“, die ich gestern in meinem Blog positioniert (um nicht ‚posten‘ zu sagen) habe, etwas…na ja, berührt wäre jetzt zuviel gesagt, aber auf jeden Fall interessiert und angesprochen. Ich muss sagen: alle Achtung, die Botschaft ist kristallklar rübergekommen, eine gekonnte und erfrischende Inszenierung über etwas, das gerne einmal aufgerüttelt werden kann. Gleich ist man bereit (z.B) zu denken, oje, wie gewalttätig, die hehre Materie so zerstört zu sehen, tut ein bisschen weh, sagt aber was aus. In der letzten Zeit habe ich selbst so eine Hemmschwelle in mir entdeckt, die mir zuflüstert, ich könne doch nicht im Angesicht globaler Gräuelichkeiten jetzt ‚das Ganze‘ noch ‚ein Spiel‘ nennen, wie es in Indien genannt wird, ein großes Spiel, wo es um viel geht. Und dass man unterwegs durch all das, was einem so begegnet und was man selbst erzeugt, auf die knifflige Frage treffen kann, um was es einem eigentlich selbst geht. Daher schult nicht nur einfach alles, dem wir begegnen, unsere Wahrnehung, sondern gerade die Kunst schult uns, im Angesicht des Vorhandenen unsere eigene Sicht zu erkennen, damit wir uns gut damit fühlen, wessen Geistes Kind wir waren, und wessen Geistes Kind wir sind.
Das Photo aus Porto ist von Henrike Robert.