unsterblich

In der Mitte meines erneut wachsamen Blickes auf meine Bücherregale, auf denen die bereits gestellten Fragen ruhen im Sinne des schon Gelesenen, Erfassten oder nicht mehr Erinnerten, oder was noch davon Gewussten, in praktisches Leben Integrierten usw., und ach, die Schönheit mancher Bände, an deren Rücken die Stirn so oft schon ruhen durfte, sinnbildlich, allein sich wähnend mit den Fingern über die Seiten streichend, das Wissen von gutem Papier, die sorgfältige Wahl der Schriften. Aber noch erstaunlicher als all dieses Geheimnisumwobene ist die Tatsache, dass das, was einzelne Menschen als schön und wahr und wesentlich empfunden haben, nie ein Ende hat. Immer wieder, nicht zu oft, (eher selten), kommt die Ausgabe eines Werkes auf einen zu, man staunt, ja, ich, aber auch der Freund, der zu Besuch kommt und es mitbringt: wieder ein solches Buch, das in den Händen angenehm wiegt, und wenn man auch nur blättern kann darin, weil die Zeit begrenzt ist, so breitet sich doch dieses wohltuende Staunen aus. Sokrates taucht auf einer Seite auf, immer aufs Neue lebendig betrachtet, denn man weiß von ihm, wie und durch welchen Geist sich die Idee des Unsterblichen erzeugt. Und nichts hat er verfasst, keine Schulen gegründet. Und hier noch einmal diese wunderbare Geschichte, wie er aufgescheucht wurde durch den Spruch des Delphischen Orakels, das ihn als den Weisesten aller Menschen deklarierte, und er darüber nachzusinnen begann, was er wohl wüsste, und nichts fand. Und dann auch sah, dass die Anderen auch nicht wussten, was sie vorgaben zu wissen, und Sokrates es als seine Weisheit verstand, keine Illusionen mehr  zu haben darüber, was er wusste, und wurde in diesem Sinne illusionslos und bemühte sich, auch Anderen zu vermitteln, dass sie über keine allgemeine Lehre verfügten, an der sie sich orientieren konnten. So wurden diese auch illusionslos und konnten dadurch ihr eigenes Leben frei gestalten. Das ist so ungefähr wiedergegeben, was in der Mitte einer Seite zu lesen war. Wie unentwegt und unermüdlich diese Weisheit zu uns heruntergereicht wird, manchmal verdunkelt, dann wieder erhellt, dann wieder neu geboren aus dem Stoff eines wachen Geistes, der dazu wieder neue Verbindungen knüpft. Und wir uns auch durch solche Liebe die Welt erobern, ohne Schwert und Kanonen, einfach in der aufmerksamen Zugewandtheit zu diesem Pfad, auf dem die Reise, wenn sie denn erwünscht ist, angetreten werden kann. Wir kennen das selbst durch Herbergen und Gasthäuser, durch Freundeskreise und die Freude an gelingendem Dialog. Wir ozeanischen SeefahrerInnen, Anker werfend an den Ufern, und vom Willen bewegt für die paar extra Schritte in den einladenden Garten des Epikur..(Zum Beispiel).

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