fließen

 

Es ist angenehm, eine gewisse Liebe für das Land zu empfinden, in dem man geboren ist, auch wenn die Geschichte dieses unseres Landes es einem nicht immer leicht macht, vor allem, da wir noch Kinder dieser Geschichte sind, und offensichtlich lässt sie uns auch nicht so leicht los, denn neue Köpfe wachsen aus dem gemähten Rasen hervor, die einigen der vermeintlich Verschollenen wieder so ähnlich sehen. Auf der anderen Seite haben wir schon so lange einen verhätnismäßig stabilen Frieden, sodass man gerne danke sagt, wenn es die Gelegenheit ermöglicht. Natürlich ist es nicht nur dieses wunderbare Gefühl, in einem Auto, (gesegnet sei die Erfindung), durch einen neu erblühten und makellosen Sommertag zu fahren, links und rechts sattes Grün von Wiesen und Bäumen, und dann auf einmal am Ufer des Ganges, dieses majestätisch dahinfließende Nass, ach nein, sorry, kein Ganges, sondern der Rhein ganz persönlich, eher befahren von Schiffen als bevölkert von Tempeln, ruhiger, ernster, tiefer. Der umherschweifende Blick erfasst überall Berge und Burgen, die strotzen von Geschichten und Schlachtengetümmel, man hört es klirren und kämpfen und sterben. Das passiert zum Glück gerade nicht, sondern die Fähre bringt uns ans andere Ufer, hin zu dem Tor auf der Höhe. Immer ist Landschaft und Fahrt durch die Welt  auch ein Rahmen für gutes Beisammensein. Hier ist auch ein innerer Ganges, der irgendwo auf den Alakananda trifft und gemeinsam weiterströmt. Man kann dort sitzen und teilhaben an dem Zusammenstrom, ein sehr simples, aber auch mystisches Ereignis, das sich in getrennten Systemen als Einheit niederlässt. Einheit als ein Gefühl des Wohlbefindens in einer Entspannung, die von Wachheit genährt wird und daher keiner unnötigen Anstrengung unterworfen. Oft ist man ja auch allein unterwegs, das hat seine eigene Intensität, die sich dann eher als Mitteilung zu den Anderen bewegt. Aber ganz zweifellos ist es eine der schönsten Erfahrungen, die das Dasein auf der Erde ermöglicht, in liebevoller und zutiefst aneinender interessierter Begleitung unterwegs zu sein und in gemeinsamer Wertschätzung durch die Fülle des Weltlichen zu navigieren, mit den Blicken gleichermaßen auf das Innen wie auf das Außen gerichtet, gut balanciert zwischen Stille und Reichtum des Wortes. Das Eine ist Zeit als Schicksal, das Andere der Schlüssel dazu: Fülle. Wenn die Zeit gut angefü(h)llt ist, und wenn etwas Authentisches geschieht, dann kann man sicher sein, dass aus der Fülle heraus sich Gutes ergibt.

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