sehr

Als ich diesen Blog anfing, schien es mir wichtig, Bild und Wort möglichst getrennt zu halten, sodass ich als Pinsel- oder Federhalterin nicht in die Gefahr gerate, dass sich die beiden bedienen oder sich komplementieren wollen, aber die Angst war unbegründet. Eigentlich ist es jeden Tag anders, und immer wieder fällt mir dazu etwas auf oder ein. Wort und Bild kommen aus derselben Quelle, aber bei aller Rätseltragweite des Wortes kommt mir das Bild rätselhafter vor. Obwohl ich die Schöpferin des Bildes bin, erschließt es sich mir nicht sofort, und ich muss es ergründen (wenn es mir zusagt). Es ist diese Mischung aus grundtiefer Vertrautheit und grundtiefer Fremdheit, die mich anpricht, kein Zweifel etwas, womit ich mich auf verschiedenen Ebenen auskenne, ja, manchmal beides noch durch Aufmerksamkeit darauf vertiefe. Es gibt also diese Welt in mir, in der diese Gestalten ein eigenes Dasein führen. Ich finde nicht, dass es Leute sind, die ich gerne lebendig in meinem Stamm hätte, hätte ich solch einen. Es sind eher vertraute Zustände, die ich hier erkenne, und die eine zarte Verbundenheit in mir auslösen, die keine Anhaftung ermöglicht, an was auch? Vermutlich sind sie der Teil, der stets in Bewegung ist, allerdings verankert im Wortlosen. Dem Wortlosen selbst und seinen Verstummungsanfällen gelingt es zuweilen, bei Hellhörigkeit in die Sprache zu kommen. Ich erinnere mich an eine Zeit, in der ich als schweigende Insel im Weltmeer des Wortes galt, aber innerlich doch sehr reichhaltig lebte und mich nicht als wortarm empfand. Das lag  wohl auch daran, dass ich zu denen gehöre, die mit einer Gänsefeder am Ohr geboren wurden, halb seltsamer Vogel, halb menschliche Möglichkeit, die wegen den großen Dunkelheiten im Flug nicht weiter auffiel. Und es ist ja auch so, dass selbst leidenschaftliche SammlerInnen oder AnhäuferInnen Wege erschaffen müssen, um einen Gewahrsam zu entwickeln über das Maß des Besitzes. Und ob es bereitgestellt werden kann für weitere Nutzung, sodass man nicht durch plötzliche Besitzansprüche zu verarmen droht. Doch zurück zu den Bildern, oder auch dem heutigen Bild. Oft wirken die Gestalten geschlechtslos, es könnten auch Transvestiten sein, auf jeden Fall nicht so leicht geschlechtlich definierbar, und sie bewegen sich eher in zeitlich undefinierbaren Räumen, auf der Bühne in antikem Setting denkbar. So einen Text empfinde ich als sehr persönlich und eher vorstellbar als eine Anregung, Pinsel und Stift nicht aus den Augen zu verlieren, da sie uns die Teilnahme und Teilhabe an uns selbst ermöglichen. Natürlich gibt es, vor allem auch im Orient, viele verschiedenen Praktiken, von denen meist von mindestens e i n e m  Menschen behauptet wurde, durch sie bei sich selbst angekommen zu sein. Wer soll es beurteilen, da die Erkennungszeichen nicht vorhanden sind. Ohne persönliche Schöpfungswerkzeuge (Jeder Mensch ist ein Künstler! (Beuys)) gibt es noch die vielen Formen des einen Sitzens, das den Sichsuchenden einen potentiell günstigen Raum verschafft. Nirgendwo Garantie des Erreichbaren. Was für den Einen ein Gott ist, ist für den oder die Andere/n etwa ein imaginiertes Dreieck, oder ein Punkt, oder gar kein Punkt in der Luxusherberge des planetarischen Aufenthaltes. Erfrischendes Air Be and Be, mit guter Luft, wenn möglich, und klaro, ein Bett und ein gutes Frühstück, das lässt sich aushalten selbst an den heißesten Tagen.

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