make art

 

Das Bild kam aus Berlin eingeflogen und landete auf meiner Maschine. Warum darin ermüden, die gängigen Wunder zu preisen!? „Make art, not war“! Das hat mich auf vielfache Weise und vor allem humorvoll angesprochen. Die beiden schönen Pinsel links und rechts etwa, habe ich mir doch erst gestern auch zwei Pinsel gekauft in einem Gebäude  (Künstlerbedarf), in dem sich der Schritt verlangsamt und man gleichzeitig die unendliche Fülle der Möglichkeiten und ihre natürlichen Begrenzungen wahrnehmen kann und muss. Alle Arten von innerlich mit Kunst beschäftigten Menschen wandern friedlich und konzentriert durch die Gänge, und es erleichert die bereitwillige Ekstase zu wissen, wofür man gekommen ist. Obwohl es dann an der Kasse immer teurer wird, als man dachte. Diese geduldigen und hilfsbereiten Menschen an der Kasse, ohne die man sich den Laden gar nicht vorstellen kann, stehen sie doch dort schon seit Jahrzehnten, wissen von unserem Leid, wenn etwas nicht da ist, was man dringend braucht, und oh doch, es ist ja da, man muss es nur suchen und finden. (z.B.ein auslaufendes Schreibgerät wie der Rapidograph.) Ja, auch Schreibwaren gibt es hier, und leicht fülleermüdet schweift der Blick über all die leeren Bücher, in die man weitere Existenzwahrnehmungen einfließen lassen könnte, würde es der Zeitteppich erlauben. Beim Zahlen sage ich zu dem freundlichen Gentleman, wie gerne ich nur in diesem Laden gerne einen Tausender flüssig hätte statt einem Fünfziger unter Kontrolle der Leidenschaften, aber er meint, ein Tausender würde genauso schnell dagingehen wie der Fünfziger. Draußen blühen ein paar Kirschbäume, unter deren dichter Blüte man sich erholen kann. Make art, not war! Auch „Make love, not war“ war ziemlich albern, da damals niemand wirklich gereift genug sein konnte, um zwischen Lovemaking, Sex und Missbrauch usw. zu unterscheiden. Nicht, dass solcherart geheime Reifungen einem wirklich kundgetan werden könnten, aber man kann davon ausgehen, dass da, wo Liebe auftauchen konnte, die Machart nicht so viel Kopfzerbrechen bereitete. Und eine Hoffnung zu hegen, dass Menschen, die bereit sind, in einem Krieg mitzumachen, sicherlich weniger an der Kunst des Lovemakings, oder, noch einfacher, an der Kunst des Liebens interessant waren und sind, merkt man doch erst, wenn man sich in die ungewisse Nähe der Vorhandenheiten wagt, wie komplex alles sein kann, und wie gänzlich unerforschbar es sich oft zeigt. Und doch ist etwas Wesentliches passiert: Alle haben sich damit auseinander setzen müssen, weil es unumgänglich war, sich damit auseinanderzusetzen. Ich fand auch die smartphonebesessenen Inder albern, die behaupteten, von der Me-too-Debatte nie gehört zu haben.   Nun also die anregende Variante des Spruches: Make art, not war. Den beirrenden Pfad nicht einschlagend, wo sich die nie zu beantwortende Frage, was Kunst denn sei, wieder kurz vor einem aufbauen möchte, lasse ich den Raum entstehen, in dem diese Frage (vorübergehend) zur Ruhe kommen kann. Ein leeres Blatt Papier, eine Leinwand, ein Stift, ein Pinsel, und die Bereitschaft mir selbst gegenüber, etwas auszusagen über mich, das ich erlauschen und erkunden, und erhören kann, und obwohl es nur aus meiner eigenen Quelle kommen kann, kein Zweifel, hängt auch diese Quelle ganz und gar von jeder einzelnen Einstellung ab, die sich aus ihr geformt und wieder zu ihr zurückgeflossen ist. Kein Zweifel, ich bin es, und mögen die Künste sich wohl fühlen bei mir, denn ich respektiere sie alle. Es kann schmerzen, wenn einem etwas so gar nicht gefällt (unabhängig vom Kunstzirkusbetrieb), aber wie kann es anders sein!? Und was macht es zur Kunst, und was auf keinen Fall. Und wo und wann muss das zutiefst Persönliche ganz und gar vorhanden sein, damit der Vorgang einer Transzendenz überhaupt stattfinden kann. Make art, not war. Durchaus.

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