reich

Es gibt schlichte Definitionen, die durchaus bedenkenswert sind. So ist „reich“ ganz sicher der-oder diejenige, der oder die alles hat, was er oder sie braucht. Kaum hat der Wahrheitsgehalt dieses Satzes in einer Gehirnwindung gezündet, wird es sofort komplex. Die Hinterfragung der uns am einfachsten, selbstverständlichsten und logisch erscheinenden Dinge ist und bleibt eine der wichtigsten Zweige des Denkapparates.  Wer entscheidet also, was ein Mensch braucht, und weiß der Mensch selbst, was er braucht. Da ziehen z.B. die neuen, wohlhabenden Senioren-Nomaden hinaus in die weite Welt, komfortabel in der vertrauten Enge ihres Kleinheimes, alles wieder ganz klein und einfach. Da das Bild, das man sieht, sich so ähnelt, fällt es schwer, sich dort in etwas hineindenken zu können, was vielleicht gar nicht da ist. Vielleicht grassiert ja ein äußerer Reichtum Hand in Hand mit einer inneren Armut. Selten kommt großer weltlicher Reichtum mit innerem Reichtum zusammen, doch wer will und kann das korrekt einschätzen. In den wohlhabendsten Wohnungen, in denen ich Gast war, schien mir die Schwere der Einrichtung schon als Kind beklemmend. Die unverrückbaren Schränke und Betten, das oft traumatisierend Einsinkende in die Materie-Welt, wo tüchtig geschuftet werden muss, um zu haben, was gewünscht wird. Es kann allerdings auch einen großartig kreativen Charakter haben, wenn ein Mensch, oder auch Menschen zusammen, die Unverrückbarkeit ihres gemeinsamen Schicksals manifestieren. Das meint hier die Akzeptanz des Von-mir-selbst-Erzeugten, auf das ich Antwort hören und geben möchte. Reichtum hängt ab vom Möchten. Was habe ich schon, und was möchte ich noch. Es geht auch um ein Gefühl, das geschult werden muss. Durch was und durch wen fühle ich mich bereichert, wen und von wem wahrgenommen? Wenn man durch die Geschichte der Völker streift, in welcher Weise auch immer, fällt auf, wie man mit eigenem Zeitraffer sehen kann, wie alles kommt und wieder geht, wie Reiche  und ihre Bräuche zerfallen und wieder entstehen, wie stabil Geglaubtes so einfach zerrinnt, und wie oft Menschen vor den Trümmern ihres Reichtums gestanden sind. Und immer wieder werden Menschen geboren, die glauben, dass ihnen alles gehört, die Tiere, die Meere, die Wüsten.Wer hat ausgeteilt? Wer hat gegeben? Das Maßlose kennt keine Grenzen, daher merkt es zu spät, dass es sich selbst vernichtet. Dabei gibt es gar keinen Gesetzgeber gegen die Freiheit. Nur der Körper der Erde gibt Antwort. Das Körperliche hat eine Grenze. Wo führen sie hin, die Gedanken. Manchmal halten sie ein und führen nicht weiter. Wer weiß da noch, wer den Kompass nimmt und das Steuerrad, und wer den Nachen bewegt durch die Kairosgewässer, sich das neue Mantra zueigen machend:  Spurwechsel!

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