entsprechen

Gerade habe ich beschlossen, (auf meinem gepinselten Bild) das weiße Tier mit dem aufgerissenen Maul neben der Frau als einen Eisbären zu sehen. Sie war losgegangen in die klirrende Kälte des Eises, gedanklich natürlich mit dem Forschungsdrang, ob sich rein durch diesen Gedanken eine Kühle einstellt. Wie gesagt, die Bilder, ob man sie nun erschafft oder sieht, sind immer frei zur eigenen Wahrnehmung. Jede Wahrnehmung mag eine riesige Skala an möglichen Sichtweisen umfassen, sie wäre doch immer auch begrenzt. In gewisser Weise ist man auch gezwungen, das von einem selbst Hervorgebrachte als das Eigene zu betrachten, und mich interessiert das sehr wohl, ob ich bei der Art und Weise, wie ich an die Sache herangehe, gezwungenermaßen bei einem Bild lande, das etwas aussagt, was offensichtlich durch meinen Blick herausgeholt wurde. Was hat sich herausgeholt? Ich persönlich war im Laufe meiner Geschichte einmal geradezu elektrisiert, als ich von einer sehr guten Poetin das Wortgeschenk „geschichtslos“ erhielt. Das Elektrische kommt, wenn man, beziehungsweise ich, wenn ich den Wahrheitsgehalt des Wortes für ziemlich groß halte. Es spricht mich auch an, weil ich den Gehalt dieses Wortes schon teilweise in mir getragen habe und spürte mit einer Gewissheit, dass es das geben muss, ja gibt, es brauchte nur noch das Wort, um in Erscheinung zu treten. Das Wort beschreibt für mich einen Zustand, in dem die gelebte Geschichte nicht verschwinden muss, damit sie nicht mehr da ist, nein, nur greifen die Finger der Schicksalsgeschichte nicht mehr nach mir, locken mich nicht zur Verhaftung, lassen mich meines Weges ziehen, vielleicht weil ich getan habe, was ich konnte, und jetzt steht etwas anderes an. Das Geschichtslose ist auch ein Wort für das Ungewisse, mit dem man lernen muss umzugehen, wenn mir klar geworden ist, dass die scheinbare Kontinuität des Daseins auch nur ein Trugschluss ist, und jedes Up-und Downloaden pro verstreichendem Nu die Qualität meines Zustandes erzeugt. Daher versteht man dann den dringlichen Aufruf zum „Here and Now“, das schon Jahrzehnte, wenn nicht Jahrtausende, die menschlichen Wesen beschäftigt. Es geht um ein Zurückkehren zu sich, so als wäre man auf irgendeine unheimliche Weise sich selbst gegenüber ein Fremdling geworden. Der Fremdling, der sich vor dem Fremdling fürchtet, und mit Recht, denn wenn wir nicht bei uns sind, sind wir gefährlich. Es wird auch als ein Erwachen vom Schlaf beschrieben und hebelt das als harmlos Getarnte aus. Der nüchterne Blick ist ein kühler Blick. Aber es gab auch eine Warnung, im Wald keine Scherben liegen zu lassen, damit sich kein Feuer entfacht, ohne dass die Spuren der Verursacher verfolgt werden können. Und seit ich in meinen gepinselten Bildern die Archive der Geschichte(n) zugelassen habe, freue ich mich darüber, wie sehr sie einem Teil in mir entsprechen, dem keine Worte zugängig sind. Sie gehören zu Welt der Bilderbücher. Auch braucht nicht jedes Bild einen textlichen Zugang, damit auch das Unpersönliche seinen entsprechenden Raum erhält.

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