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  (Blätter von der Süßkartoffelpflanze)

Es ist spannend, in der eigenen Zeitspanne die großen und wirkungsvollen, oft auch unheilvollen Entwicklungen auf dem Planeten mitzubekommen. Tiere sind da und sterben aus. Menschen fliehen in Unmengen aus ihren eigenen Ländern, wo es anderen, die man hat regieren lassen, möglich war, eine Mördergrube zu werden. Nun auf einmal die Technik in jedermanns Hand. Natürlich kann man die angestrebte Entwicklung nicht aufhalten, nur weil ein paar Millionen von der Gesellschaft Unterbelichtete keinen Zugang zu Bildung haben. Warum kann man nicht? Wo fängt „das Menschliche“ überhaupt an, und wo verlässt es seinen Ursprung? Hat es überhaupt eine messbare Skala, und sind wir nicht immer einem Feld zahlloser Widersprüche ausgeliefert und müssen bedenken, welche Gangart wir einschlagen. Und egal, für welche Wege man sich entscheidet, der Spruch von Delphi beamt doch aus allem hervor. Ich habe in der Wüste Thar sehr gute Beispiele gesehen von menschlicher Intelligenz, die nicht aus eigenem Denken hervorkam, sondern aus  direktem Kontakt  mit zeitloser Weisheit über ein paar Gelehrte, die in den Tempeln herumsaßen. Aber diese Gehirne waren nicht gefeit gegen die auftauchende Technik, die ihnen schien wie der Eingriff der Götter persönlich. Sie verneigten sich vor den neuen Lichtschaltern, nicht, dass das zu viel Schaden angerichtet hätte, Es war einfach das Autauchen von etwas, das der alten Seinsweise nicht mehr entsprach. Sie empfanden das gemeinsame Erstarren zB. vor den ersten Fernsehern nicht als einen schmerzlichen Verlust der Gesprächskultur. Hier im Westen konnte und kann man wenigstens, wenn Kommunikation gelingt, sich über die Themen gedanklich austauschen, aber wenn alles neu ist, was sich im Bild bewegt, das ist schon betäubender. Heute gehört das Fernsehen zur menschlichen Grundausrüstung, es war ja nur der Anfang. Es ist jetzt bereits sinnlos geworden, darüber zu reden, denn die subtilen Trennungslinien verlaufen ja nicht im Sichtbaren, sondern die Gemeinden formen sich im Stromkreis des Netzes. Man spielt nicht mit denselben SpielerInnen, die Atome trennen sich und fügen sich mit enormer Schnelligkeit auseinander und zusammen. Wir haben gerade Besuch von einem jungen Ehepaar aus Mumbai, die ich in Indien an meinem Ort kennen gelernt habe.Es sind hier nicht wirklich Kommunikationsschwierigkeiten zu entdecken, es gibt vor allem kulturelle Unterschiede, die leicht zu bewältigen sind, hat man etwas Ahnung und Erfahrung vom anderen Land. Das ist auf jeden Fall etwas Neues, dass unsere Lebensweisen sich langsam aber ziemlich sicher angleichen. Hindus können sich in Griechenland zuhause fühlen. Es ist nicht nur die Sonne, sondern das Denken, das vielleicht durch die Sonne leichter beleuchtet werden kann in den Tiefen. Und die Chance zu nutzen, in fremde Länder zu reisen, um mitzubekommen, was andere Menschen so essen und machen und denken. Sich freuen über die, die Weltmeister werden, auch wenn es nicht die eigenen Leute sind. Anyway, es ist Sommer, und Angela Merkel hat es wieder einmal geschafft, ihre diplomatische Kunstfertigkeit einzuschalten und das Land, zumindest vorerst, mit einem künstlich erzeugten Gleichgewicht dem Land eine peinliche und gefährliche Schieflage zu ersparen. Denn noch sind keine überzeugenden NachfolgerInnen ins öffentliche Bild getreten., und das Sommerloch dehnt sich aus ins Unfassbare.

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