Senf

Manchmal kommt am Wochenende eine FAZ in unser Haus, immer eine angenehme Abwechslung zur „Zeit“, die zum Glück nur einmal in der Woche erscheint und schon genug Mühe macht. Man kann ja nicht immer gleich das Feuilleton und das Zeitmagazin herausfischen und so tun, als gäbe es den Rest nicht. Viel kluges Zeug, meine Güte! Und wer will nicht durch sorgsames Lesen z.B. erfahren, welche Sprache ein Anderer oder eine Andere für die Sprachlosigkeit gefunden hat. Dann gibt es in der FAZ am Wochenende die Ecke mit den Gedichten. Sofort konzentriert sich mein Blick und will hören und hofft, dass was innen sich regt. Unter „Frankfurter Anthologie“ gibt es zum Gedicht eine Erläuterung, die man öfters gerne als das Gedicht selbst gelten lassen würde, denn da müht sich jemand souverän, Licht ins Dunkel zu bringen. Joseph von Eichendorff!!! Schon darf man eigentlich nichts mehr sagen, weil es ja Eichendorff ist. Weiß man überhaupt was von ihm? Hat man nach der Schule mal wieder was von ihm gelesen? Null Erinnerung. Bleibt die Erfrischung (der Erinnerung) durch das Lesen. Also Josephs Liebste (in: „Das zerbrochene Ringlein“), ist von dort verschwunden, wo sie gewohnet hat, und dadurch brach sein Ringlein entzwei. Ich habe diesen Beitrag von mir „Senf“ genannt, weil ich meinen Senf zu den 3 letzten Strophen des Gedichtes geben möchte. Joseph möchte also als Spielmann reisen in die weite Welt hinaus : (ja, dann lebwohl!?). und er möchte seine Weisen von Haus zu Haus gehend singen (was soll das denn!, und wenn es so dringlich ist, was hält ihn ab??) Dann will er aber auch als Reiter in die blut’ge Schlacht ziehen (hätte er sich dunklen Horden angeschlossen?, und gab es die damals nicht??). und stille Feuer will er legen im Feld bei dunkler Nacht (!!!!!!?????) (Schade, dass man ihn nicht fragen kann, was er damit gemeint hat). Dann weiß er gar nicht mehr, was er will, sondern möcht‘ am liebsten sterben, weil’s dann auf einmal still wär!……Ist Joseph nun ein hoffnungsloser Romantiker oder ein Gefährder!? Oder ist er so aus der Zeit gefallen, dass man ihn gründlich missverstehen muss!? Was, wenn eines Tages ein junger moderner Mensch, der Eichendorff in der Schule auswendig lernen musste, später behauptet, der wollte doch auch in die blutige Schlacht ziehen oder ein Feuer legen im Feld bei dunkler Nacht, na sowas! Das ganze Gedicht heißt also, wie erwähnt, „Das zerbrochene Ringlein“ und kann sicher mühelos im Netz gefunden werden. In derselben Ausgabe der Zeitung (bzw. zwei Blättern des Feuilletons) gab es noch ein paar schöne Titel, zB „Hinter tausend Gesichtern kein Mensch“, oder „Befreiung des Denkens“, oder „Der heilige Geist ist gegen ein Rauchverbot“, oder eben „Grundbuch des Liebesverlusts“, der Titel der Erläuterung von Joseph von Eichendorffs Gedicht. Vielleicht ändert sich ja auch mit der Zeit die Sprache der Grundbücher. Wenn man mal Senf dazugeben möchte, soll man nicht allzu tief grübeln, weil es dann irgendwann kein Senf mehr sein kann. Dann gab es noch auf diesen Seiten der FAZ ein Bildchen, das mir gut gefallen hat, ein „Trompe l’OEil, ein Augentäuscherlein, also tatsächlich mit Öl gemalt von einem Gaspard Greslys, nie gehört (18. Jahrhundert). Kostet im Moment 10 000 Euro. Da sehe ich auch einen Schuss Eichendorff drin, und jetzt ist Schluss, sage ich mir. Immerhin lächle ich vor mich hin. Das Greslys Bild kann man oben bewundern. Links davon ist das Photo einer Schublade, das ich in Portugal gemacht habe.

Bildergebnis für senf dazugeben

Wenn also Senf-dazu-geben einer heiteren Entscheidung entspringt, kann es durchaus einen Nu lang vergnüglich machen. Man weiß, wie hier für mich mit Eichendorff, dass ich eigentlich keinen blassen Schimmer von Eichendorff habe und gewiss kein Recht beanspruche, ihn im poetischen Elysium zu stürzen, aber ich kann mich sehr wohl mal darüber wundern, was ein verehrter Dichter schon mal so alles vor sich hingeschwafelt hat. Zum Glück gibt es auf dieser Ebene wenig Shitstorms.

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