gerecht

 

Auch sollte man einmal im Leben von Aristides de Sousa Mendes, einem portugiesischen Diplomaten, gehört haben, vor allem wenn man sich, wie Gottfried Benn in seinem Gedicht „Ich habe Menschen getroffen“, wundert, woher das Schöne und vor allem das Gute kommt, und es wie er bis heute nicht weiß. Als wir neulich in heller Begeisterung über die Kunst in der  Metro-Station in Lissabon nach dem Künstler forschten, entdeckten wir am dritten Tag diese Medaille oben links in einem sorgfältig gesichterten Glaskasten in eben dieser Metro und dachten, endlich den Künstler gefunden zu haben .
Aber es war de Sousa, der als Generalkonsul in Bordeaux im Zweiten Weltkrieg 30 000 Menschen, darunter 10.000 Juden, das Leben rettete. Er gilt als einer der Gerechten unter den Völkern und wird auch der portugiesische Schindler genannt, wobei Schindler ja mehr in sein Gutsein hineinschlidderte und nicht mehr herauskam, de Sousa aber in erstaunlichster Weise im Gutsein verankert war. 1940 galt Portugal als eines der letzten Zufluchtsländer, und eine Flüchtlingswelle schwappte in die noch nicht besetzten Gebiete Frankreichs, und die Menschen brauchten ein portugiesisches Visa, um über Spanien, in dem Franco saß, nach Portugal zu gelangen.  De Sousa ließ über einen Rabbiner ausrichten, dass er allen Flüchtlingen ausnahmslos ein Visa ausstellen würde. Was mich persönlich an dieser Geschichte beeindruckt hat, war, dass er persönlich zu einer Zweigstelle des portugiesischen Konsulats reiste und dort einem Beamten befahl, jedem ein Visa auszustellen. Als die Regierung davon erfuhr, wurde er entlassen, verteilte aber auf der Heimreise weiterhin Visas an Flüchtende und nahm auch Menschen in seinem Auto über die Grenze mit. Man kann das ja nachlesen und  auch, wie seine Existenz anschließend durch die Regierung von Salazar vernichtet wurde. Die jüdische Gemeinde unterstütze ihn und verhalf zwei seiner Söhne zu einem Studium in Amerika. Später nach seinem Tod in Lissabon wurde er durch die Bemühungen seiner Kinder rehabilitiert. Die Gedenkstätte Yad Vashem ließ 1966 eine Gedenkmedaille prägen. In der Negev-Wüste wurde ein Wald mit 10 000 Bäumen nach ihm benannt. Weitere Ehrungen folgten, aber das gehört ja dann zu anderen Ebenen und weiteren Geschichten, die seiner erschreckenden Demütigung unter dem Diktator und seinem Sterben in Not und Armut keine Linderung brachten, vielleicht aber seinen Kindern und Enkeln, die noch irgendwo in der Welt zuhause sind.

 


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