Seins/hin/ein-weisen

Das linke Bild ist ein Fremdling aus „43 Sichtweisen“, und rechts ist eine Großfamilie
in Lissabon, die mir ins Auge fiel. 9 wirre Küken ständig im Schlepptau, das ist auch
kein Klacks. Und man kann so selten vermitteln, was und warum einem was ans Herz
greift, denn die Dinge sind zum Glück auch flüchtig, und was sich an Lebendigem im
Inneren vollzieht, hat seine eigenen Gesetze, die den geschriebenen Gesetzen der
Gesellschaften nicht immer Folge leisten. Dann gibt es die Geister: die Geister aus
Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart. Daher ist es auch schwer bzw. unmöglich,
unter Demonstranten wie jetzt z.B. in Hamburg, zu sehen, aus welcher Zeit heraus sie
agieren, aus welchen Traumata, aus welchen besiegelten Schicksalen, die keiner mehr
nachvollziehen kann oder will. Man muss ja nicht unbedingt in Angstzustände ausbrechen
bei so viel Vernichtungsbereitschaft, aber beunruhigen darf es schon. Ich wäre auch ganz
schön beunruhigt gewesen, wenn ich in Martin Luthers Zeit gelebt hätte in dem Wissen,
dass dieser schlechtbelichtete Kerl an Hexenverfolgungen beteiligt war. Muss ich noch mehr
von ihm verstehen? Wenn solche immer wieder stattfindenden Exzesse nach bitteren und
erschrockenen Einsichten zu mehr Wachsamkeit führen statt zur Ablehnung der Menschheit,
ist schon was gewonnen. Aber für welchen Preis? Die Gewalt war immer da, der Preis war
immer hoch. Auch Moralvorstellungen sind so stark kulturell bzw. meist religiös geprägt,
dass sie vor allem in multikulturellen Systemen kaum mehr anwendbar sind. Auch gilt es zu
erkennen, dass es in religiös geprägten Kulturen, was ja die meisten sind, die moralische
Latte so hochgestellt wird, weil das von vorneherein gar nicht Erreichbare zu schuldigen
Gefühlen führt, die viel besser kontrollierbar sind als ein humanes Vertrauen in die
Fähigkeiten der Menschen, sich selbst zu organisieren, wenn ihnen ein Raum dafür ermöglicht
wird. Auch den noch tagenden G20 Gipflern steht ein Raum zur Verfügung, aber man versteht
schon auch ein paar Demonstrierende da draußen, die ihren Unmut zeigen über zur Zeit
herrschende Irrfahrten. Und wenn (zum Beispiel?) Millionen von Menschen durch ein paar
Übereinstimmungen vom Hungerstod bewahrt werden könnten und man nicht erwarten kann,
dass sich das bei aller anwesenden Macht umsetzen lässt durch die sogenannte herrschende Riege,
dann ist Sprachlosigkeit mit Fragezeichen schon mal angesagt. Da könnte einem echt der Bissen
im Hals stecken bleiben.

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Mein Rätsel war nicht leicht, hier die Lösung: die Treppe führt in „Moyland“ zu einer Ausstellung von Joseph Beuys.

 

 


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