Lissabon

 

Also, dass Kohl einen Tag vor unserer Abreise gestorben ist, hätte jetzt nicht zu einem Omen oder einem „Pointer“ getaugt, wohl mehr zu einer Art…ja was..Aber als ich sehr früh am Morgen mal kurz in die Nachrichten hören wollte, war ich doch überrascht,  sofort von dem furchtbaren Brand in Portugal zu hören, der Samstag in der Nacht ausbrach und bis jetzt über 60 Menschenleben gefordert hat.

Dann auf zum Flughafen, auf  das Stattfindende konzentriert. „Komme als Gast und gehe als Freund“ steht irgendwo an der Wand, eine gute Anregung. Am Zeitungsstand ein Blick auf die Überschriften.“Kohl öldü“ lese ich und weiß sofort, dass „öldü“  nur „tot“ heißen kann. Spontane Sprachlernung.  Leider kaufe ich die „Frankfurter Allgemeine“, in der Kohl vorherrscht. Die peinlichste Überschrift ist „Mach’s gut, Schwarzer Riese“, Ja hallo! Ich fand aber doch was Erheiterndes an einer Seite des Blattes aus einem Erzählband  von Marcel Bayer und handelte von einem Besuch Helmut Kohls am Grab von R.M.Rilke. In dem Text stand der Satz: „Es gehört zu den großen Mysterien der Bundesrepublik, dass ernstzunehmende Figuren aus der politischen Sphäre über Jahrzehnte hinweg seine Nähe gesucht,  ja, dass sie es überhaupt länger als 30 Sekunden in seiner Nähe ausgehalten haben, ohne in Tränen der Verzweiflung auszubrechen.“ Und Donald Trump, an dem man ein wenig weitergenörgelt hat, weil er nicht postwendend kondulierte, fiel wahrscheinlich nichts Rechtes ein, denn es ist sicherlich unerträglich für sein Gemüt, dass manche über den Keks gelobt werden, nur er nicht von der Weltmasse. Gut, das nebenher. Der Flug findet statt,  alle sind froh, noch ein bisschen in der Luft zu sein, bevor es niedergeht in die hohen Temperaturen. 34 Grad. Die Regierung verschreibt 3 Trauertage. Dann Lissabon. Ricardo, unser Zimmervermieter, channelt uns über die Metro zu seinem Appartement und wir tauchen ab in die Tiefen, wo Atemberaubendes zu sehen ist. Auf den dunkelblauen Kacheln stehen Gedichte und Weisheiten von Poeten und Philosophen, die sich über das ganze Gewölbe ziehen. Man liest und staunt und bewegt sich im Unfassbaren. Wundersame Wesen verbinden sich mit Buchstaben, mathematische Formeln breiten sich aus. Von dem Mann am Ticketoffice erhoffen wir Informationen über das Werk, doch er ist müde und weiß von nichts.

Abends gehen wir am Tejo entlang.  Wunderbare Weite des Flusses, Musik in der Luft. Das Herumsitzen auf Steinen, die nun wohlige Luft atmend, auch hier staunend über das planetarische Wunderding Smartphone in so ziemlich jeder  Hand, alllzeitlich connected mit dem anderswo auch am Smartphone Seienden.

Die Wohnung, in die wir zurückkehren, ist klar und hell und mit allem Komfort ausgestattet, auch mit Wind erzeugenden Propellern. Am Samstag in der Nacht, als das Feuer ausbrach, sollen es 30 Grad gewesen sein: nachts! Nun hat die Hitze etwas nachgelassen….das Feuer brennt immer noch…

Die Bilder zeigen Ausschnitte aus dem Metro-Werk.

Ich schreibe übrigens gerade auch meinen Beitrag auf dem Smartphone, da mein Computer streikt…mühsam tippt das Eichhörnchen seine Buchstaben. …


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