HüterInnen (?)

Kaum bin ich gelandet, kann ich mir das Morgenland kaum mehr vorstellen. Wie „wirklich“ kann alles gewesen sein, was grad so natürlich  schien im Sinne von seiner lebendigen Leuchtkraft. Nicht, dass ich’s bezweifle. Was bezweifeln? Dass die Illusionsebene überall ihre Macht ausübt, und man wachsam sein muss im Überall, dass man von den Formen und Formalitäten nicht zu sehr gefangen wird? Gestern konnte ich mich in einem Gespräch daran erinnern, wie ich in Deutschland letzte Woche ankam. Gewohnt an die übliche Passkontrolle mit den todernsten Menschen drin in den engen Sitzkapseln, die immer noch Spuren in mir wecken können von einer bestimmten, sicherlich auch neuerweckten Kollektiv-Angst, deutscher Kälte zu begegnen, als wäre man durch einen negativ geladenen Zauberstab auf einmal zum Alien eines gegenüberstehenden Gehirns mutiert. Oder noch schlimmer: zum Feind. Ich war nicht gewappnet, als ich auf einmal vor der Passkontrollmaschine stand. Noch war da ein Mensch, eine Frau, bemüht, uns als die neuen Unwissenden zu belehren, wie man sein wichtiges Papier  durch die neue Anordnung schleust, damit sich die Körpersperre 1 vor einem öffnet und Körpersperre 2 offenbart. Da wird man mit grellstem Licht ganzkörperlich geblitzt und ist erschrocken für eine Blitzsekunde, wie man aussieht nach dem 8-Stundenflug. Sieht man wirklich so aus, oder ist es das grelle Licht am Grenzübergang!!??? Kommen Sie mal her, sagt die Polizistin zu mir, die das alles von vorne bewacht, bzw von hinter den Durchgängen, kommen Sie mal her. Ja?! Wenn Sie an der gelben Linie richtig gestanden und vor dem Blitzer nicht gezögert hätten, wäre alles reibungslos abgelaufen!, erklärt sie mir meinen ihrer Meinung nach Aus-der Reihe-Tanzschritt, an den ich mich erinnere als  „Was issen hier los?“. In meiner Erinnerung kommt es mir so vor, als wäre mir der Mund offenstehen geblieben, denn sonst hätte ich ja was sagen können, aber es kam kein Wort. Man ist ja froh, wenn man davonkommt. Das liegt nicht nur in meinem deutschen Blut, sondern auch an der selbst erzeugten Illegalität späterer Jahre, zB das Reisen mit einem Totenkopf aus den Katakomben von Palermo usw, hat diese Angst immer am Leben halten können, ist sie doch latent vorhanden als Angst auch vor dem deutschen Geist, der so Unglaubliches denken und vollbringen konnte und kann, aber auch in der Selbstzerstörung Meister war. Wenn ich in Indien auf die frische Neugier nach Ländern antworte, erntet Deutschland immer Beifall. Früher wurde auch Hitler als Held eines gigantischen Epos gesehen, denn alle glaubten, nur Gott persönlich könne einem Menschen so viel „Macht“ geben, so wie bei „Ravan“ halt, dem indischen Bösewicht. Vielleicht hätte ich „Untergang des Abendlandes“ doch mal gründlicher lesen sollen. (Noch stehen sie da drüben in der Bibliothek, die beiden Bände von Spengler,  Bücher meines im Damals verschwundenen Vaters, auch so ein sprachlich kultiviertes Genie seiner Tage, bis er abgeholt wurde, um sein bereits erloschenes Land zu verteidigen). Sicherlich sind alle wesentlichen Frage offenn geblieben. Gehen wir unter, oder sind wir die HüterInnen der Flamme? Immer wieder neu zu bedenken, ob es ein Oben gibt und ein Unten, oder ein Hier und ein Dort, und durch was es formiert und gedeutet wird, und wodurch es geworden ist und ist, was es ist.


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