im Griff

Dem Wort „normal“ gegenüber habe ich mich immer fremd gefühlt, und zum Glück wurde ich als Kind durch nichts gezwungen, den Anspruch auf das Normale zu bedienen, obwohl man auch als Kind nicht um die Gepflogenheiten der Zeit und der Kultur herumkommt, in die man hineingeworfen wird. Auch ein Krieg trägt zur Entgleisung des Genormten bei, aber niemand erfreut sich daran, denn der Freiraum kann nicht genutzt werden, und die meisten Kräfte streben sowieso wieder zum Gewohnten hin. Es ist ja auch durchaus wünschenswert, dass jeder Mensch leben kann, wie es ihm, ihr und anderen möglich ist, aber man hat auch in jeder Zeit gelernt, dass es Anpassung und Einstellung und Urteilskraft usw. braucht, um in der Gesellschaft lebensfähig zu sein und zu bleiben. Wenn das sich erst einmal frei Bewegende zu einer Norm wird, sodass gedacht und gemeint und verlangt wird, dass etwas Bestimmtes unbedingt von allen getan werden muss oder sollte, dann kommen Widerstände in Gang und es muss zu Einigungen kommen und zu Normen auf vielen Ebenen. Manches setzt sich durch. So haben auf einmal ganz einfache Menschen knallblaue Haare, und tätowierte Raubtiere ragen aus ihrem Halsausschnitt, und wie?, du hast keine falschen Fingernägel mit Glitzerklunker drauf. Dann gibt es die andere Ebene des als normal Akzeptierten: der Mann schlägt die Frau, die Frau schlägt das Kind, keiner redet darüber, dass es Dinge gibt, die man nicht vergibt, ohne Schaden zu nehmen. Wenn es zu dunkel wird in der Welt, dann bewegen sich auch Gegenkräfte. Die normale Mütze, meist ein Narrenhut, hebt sich wie von selbst, und das Unbehagen setzt seinen Fuß ins Schlaraffenland. Übersättigte Körper ringen nach Atem, gezogene Stecker lösen Panikattacken aus. Menschen werden ermordet und man denkt shit, schon wieder ein Syrer. Weil es auch andere Syrer gibt, denen das unendlich schadet, aber es findet sich keine Lösung. Wenn die Norm zerbricht, muss man wachsam sein, aber es hat nicht nur eine Schattenseite, denn durch die festgefahrenen Meinungen tobt der Windstoß und rüttelt auf von der samtenen Couchgarnitur die Figur, die gedacht war zu sein, doch als wer? in der Zwischenzeit bestellt sich der junge Japaner eine künstlich superb ausgestattete Ehefrau. Und es wird nun in den kommenden Jahren weiterhin viel diskutiert werden im technischen Normalbetrieb, wie menschlich eine Maschine werden kann, und wie funktionsfähig ein Mensch, denn das ist doch für uns schon normal, dass die Maschine uns fest im Griff hat, obwohl es ganz so aussieht, als hätten wir die Dinger im Griff, isn’t it?

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