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Wenn man, was nicht allzu schwerfällt, das Weltgeschehen an sich als ein Drama sieht, das sich durch die Anwesenheit und das Verhalten der Spieler:innen unermüdlich entwickelt und fortsetzt nach bestimmten Richtlinien und seinen Lauf nimmt, dann fällt es einem zum Beispiel leichter, die Vielfalt der Formungsmöglichkeiten des Spieles wertzuschätzen. Das wäre vielleicht sogar in Schulsystemen ein guter Anfang, die Abenteuerreise etwas interessanter vorzustellen und auf die Wichtigkeit der Werkzeuge hinzuweisen, mit denen man die komplexen Aufgaben des Daseins lösen kann. Das aber geschieht meistens nicht, und wenn der natürliche Spieltrieb erlischt, dann erlischt auch das Interesse am lebendigen Vorgang. Nun hat sich aber in diese geistige Lücke des Netzes die Spieleindustrie eingeschaltet, und Tausende strömen zur Gamescom. Wir haben zwei junge belgische Gamer zu Gast und fragen, wieviele Stunden sie am Tage mit Games verbringen. Es scheint hier immer um jede freie Minute zu gehen, und einer von ihnen mag am liebsten Spiele, wo man alles abschießen kann. Er ist ein sympatischer junger Mann und hätte das nie gesagt, wenn er denken würde, dass d a s, was ich im Spiel mache, auch draußen möglich ist, denn wer sorgt denn dafür, dass das Außen vom Innen getrennt bleibt, wenn es überhaupt möglich ist. In Delhi saß ich mal mit dem 12-jährigen Sohn meiner Freunde allein zuhause und da er nur am Computer zu finden war, habe ich ihn gebeten, mich in das Spiel einzuführen. Zuerst konnte ich mir Kleidung aussuchen, dann musste ich eine Waffe wählen. Es ging nicht anders, so nahm ich einen Dolch. Mit diesem Dolch musste ich dann als erste Heldentat ein Einhorn erlegen, nein, sagte ich, das mache ich nicht, ich töte doch keine Einhörner. Er betrachtete mich mitleidig ob meiner Ungeübtheit in wichtigen Dingen und hatte nichts dagegen, dass ich keine andere Wahl hatte,, als auszusteigen. Das ist doch nur ein Spiel, erklärte er mir, aber genau das wusste ich ja schon. Man muss immer wach sein, an welchen Spielen man sich beteiligt. Auch künstliche Intelligenz kann humorvolle Dinge erschaffen, aber wer setzt die Grenzen. Millionen, oder sind es schon Millarden von Menschen sind zur Zeit damit beschäftigt, die Grenzen der Spiele festzulegen, aber die Ergebnisse der Spielereien sind schon überall tötungsfähig. Da ist kein Zurück mehr möglich. Niemals ist Zurück. Der ganze Planet eine Gamestation, auf dem die Gamer ihre Machtpositionen sichern und ausbauen. Einer der Gamer meinte, der Mensch werde immer Mensch bleiben, da bin ich mir nicht mehr so sicher. Es kommt auf die Definition von ‚Mensch‘ an, was uns wieder einmal in die antike Welt schleudert, wo immer noch dieselben ungelösten Fragen an tiefblauen Himmeln hängen.

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