Goldenes Ai*

So, das freudetosende Abenteuer des amerikanischen demokratischen Parteitages ist zu Ende. Niemand wird es vergessen können, denn es ist nun Teil der Welthistorie, das erstaunliche Erscheinen einer Frau am Kipp-Punkt, die in ihrem Gepäck eine Wahrnehmungsveränderung brachte, der man sich kaum entziehen konnte, so offensichtlich war der Hunger nach angemessener Belichtung. Sie kam, sah und siegte so gründlich, dass es den lauernden Feinden Angst macht. Das ist vermutlich selten zu beobachten, dass Narzissten Zeichen der Angst zeigen, denn sie haben’s raus, wie man dafür Geeignete zu gehirngewaschenen Followers macht. Jede/r followed mal irgendwann irgendwem, das kann auch bereichernd sein für eine Weile, wenn man weiß, warum man dabei ist. Oder warum man irgendwo hingeht, um irgendwem zu lauschen, der es besser weiß oder besser wissen müsste, oder wenigstens so tut, als ob. Die Tatsache, dass wir in einer Zeit leben, in der man so ziemlich alle Infos über das Gewünschte zur Verfügung hat, heißt nicht, dass einem die Qual der Wahl erspart bleibt, ganz im Gegenteil, es wird noch schwerer. Aber wenn der ganze Plan platzt und einem gezeigt wird, dass der Wind ganz woanders bläst als man dachte, das ist schon bitter. Aber was tun?, das Ei ist gelegt, jetzt kommt das Ausbrüten. Was bleibt, könnte man hier fragen, von dem Parteitag, also in dem Fall für mich. Also, wie bereits mal erwähnt, war ich froh, den exzellenten Reden mühelos folgen zu können, denn es war schon ein bisschen Auffrischung nötig bei der latenten Gewohnheit der letzten Jahre, „die Amerikaner“ als dümmlich zu empfinden, obwohl wir (Deutschlinge) das ja schon von den Hitler Followers kennen, dass hier jeder Anspruch auf gut gesteuerte Vernunft versiegen kann, wenn die Bedingungen dafür geeignet sind. Und nun das! Resonanz und Tränen und Freude, dass mal wieder was Glaubwürdiges geschieht, was andere Kräfte in einem selbst anregt. Leider kann man, aber muss man nicht, jetzt an die Ampel denken, weil man sonst vielleicht ein bisschen deutsches Unbehagen spürt, denn man weiß ja, wie unwahrscheinlich es zB. ist, dass Habeck Kanzler werden würde statt diesem unheimlichen Merz. Aber noch ist nicht aller Frühstücke Mittag. Alles kann noch geschehen. Ein Ei ist nicht wie das andere.

*Ai = Liebe
* Photo: Anja Kronenberg

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