(Komfort)zone

 

Mir ist ganz klar, dass man, (Achtung!, hervorquellendes Modewort) heraus muss aus der „Komfortzone“, oder sind es eher ganze Zonen, wo man sich häuslich eingerichtet und niedergelassen hat, auch wenn man in diesem doch sehr abenteuerlichen Dasein schon mal in der Wüste überhaupt kein Einkommen oder irgendeine Form der Sicherheit hatte. Das mit dem Komfort geht schnell. Auf einmal hat ein Mensch alles, was man als dieser Mensch braucht, und nun heißt es, alles Weitere möglichst kreativ zu lenken, damit der Geist im lebendigen Fluss der Ereignisse verankert bleibt. Den stabilisierenden Anker möglichst in die atmende Sphäre geworfen, sodass er seinen Dienst ungehindert ausüben kann. So späht das innere Auge zuweilen aus nach Anregung, die erfrischende Erkenntnis verspricht, idealerweise in Richtung verkrusteter Meinung. So hat mich ein Artikel in der „Zeit“ angeregt, nochmal neu über ein Thema nachzudenken, was ich für komfortzonenmäßig geklärt hielt. Es war der Artikel einer Frau, die ihren Ärztekittel an den Nagel hing, um radikale Veganerin zu werden. Im Bild trägt sie ein T-Shirt mit der Aufschrift „Nicht vegan sein ist nicht ok“. Das mag man sehen, wie man möchte, und genau  d a s war die Wirkung, die das Wort „vegan“ schon länger bei mir hat. Vegetarisch ist sonnenklar, aber vegan fand ich jetzt auch immer too much, und eigentlich habe ich nur einen einzigen Menschen getroffen, der auch die Wollpullover und die Lederschuhe gelassen hat. Und nee, nee, meine Wollpullover kommen nicht in die Weitergebtüte, aber ich habe auch nicht vor, mir neue zu kaufen. Die Frau aus dem Artikel heißt Raffaela Raab und ist radikale Veganerin. Sie hat heftige Sprüche drauf und will damit bewusst provozieren, also zum Beispiel: „Wenn du ein totes Tier kaufst, dann ist die Konsequenz von deinem Konsum, dass jemand einem Tier Gewalt antut. Dann unterstützt du Gewalt an Tieren.“ Oder: „Sie konsumieren hier die Leichenteile von fühlenden Individuen. Aufgespießte Kinder, denen die Kehlen aufgeschlitzt wurden, nur damit ihr ihre Körper essen könnt.“… Und ist es nicht wahr? Daher führen radikale Stimmen, denen ihr Zeug voll am Herzen und im Verstand liegt, im positiven wie im negativen Sinne zu Ergebnissen und Veränderungen. Denn da, wo die Stimmen gehört und verstanden werden, treten Akteure auf, die sich um die Umsetzung kümmern. So kann radikaler Einsatz auch zum Guten führen. Und ob der Reiz des „Guten“ bei einem selbst tatsächlich im Weglassen von Milch und Mozarella liegt?, oder liegt er in der konsequenten Handlung, bzw. der Umsetzung des Verstandenen.

 

 


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