Es ist nun einmal eine knallharte Tatsache, dass wir andere Menschen nur in dem Ausmaß verstehen können, wie wir uns selbst verstehen. Deswegen verdient Freuds Anweisung, sich auf die Couch zu legen, um den inneren Vorgängen zum Ausdruck zu verhelfen, immer noch uneingeschränkten Beifall, denn es war ursprünglich auch als Abenteuer der Selbsterkenntnis angelegt. Dann sind aber vor allem die Heilungssuchenden gekommen mit der Bitte um psychische Gesundheit. Aber natürlich kann man ganz einfach in sich hineingehen und sich dort umschauen. Da es aber mit den zwei nach außen gerichteten Augen nicht möglich ist, Inneres zu betrachten, ist ein drittes Auge ins Bild getreten, das für diese Möglichkeit aktiviert werden kann. Es ist also das Auge der Selbsterkenntnis selbst, das sich dort umschaut. Was sieht es. Nun ja, es braucht Zeit und Geduld und ein ausgeprägtes Interesse an inneren Vorgängen, oder vielleicht einfach nur Neugier oder Freude am Abenteuer Ich, das wie der Seiltänzer Felix Fliegenbeil erst auf einem Seil übt, dann auf einem Haar, dann auf gar nichts mehr. Die Reise vom Ich zum Das-bin-ich-wirklich. Nach Jahren der Praxis bin ich nicht mehr so sehr für Anstregungen, die ich mir selbst auferlege, sondern eher für ’natürliche‘ Aufmerksamkeit und Heiterkeit im Umgang mit der Alltagsmeisterung. Es ist ja so, dass ich bei mir bin, good company.