Weltschmerz

Und simsalabim!, da war er schon, der Weltschmerz, so, als hätte ich ihn gerufen. Habe ich aber nicht, obwohl ich ein Ahnen nicht ausschließe, aber dann ist er auf einmal entzündet worden durch die Nachricht aus einem russischen Gulag, wo einer sein vorzeitiges Ableben sicherlich nicht gesegnet hat, aber dennoch wusste, wie wir in der Welt, dass die Gefahr groß bis wahrscheinlich war, diese Form von Leben nicht zu überleben. Tot ist er, der epische Heldensohn, dem nun auf allen möglichen Leiern und Kanälen die Heldentaten vorgesungen werden. Einer, an dem auch Männer herumrätseln, ja, wie kann man nur, er hätte doch so easy bei uns bleiben können. Konnte er aber nicht. Nun, einerseits wollte er „Iwan dem Schrecklichen“ keinen Gefallen damit tun, im Exil bedeutungsloser zu sein als in persona, bei dem russischen Volk also, wo es eine unbekannte Anzahl von Regimegegner:innen gibt, die nun immerhin öffentlich zu Blumenläden pilgern. Das Gespenst der Angst macht seine Runden. Es schmerzt also „die Welt“, was immer man darunter versteht, und schmerzt es mich auch? Ja, das hat mich berührt. Es gibt ja innerhalb einer Lebenszeit nicht viele auch noch oder gerade Lebende, von denen man sagen kann, den Satz „Es gibt Wichtigeres als das Leben“ nicht nur verstanden, sondern auch verkörpert haben zu haben. Man kann sich locker vorstellen, wie viele Gespräche es gegeben haben muss zwischen ihm und seiner Familie wegen der gefährlichen Rückehr in das Land, das er befreien wollte von dem Tyrannen. Der ließ ihn auslöschen und tat so, als hätte er nichts damit am Hut. Dabei zeigt die (so genannte) Welt und ihre Repräsentant:innen mit vielen Fingern auf diesen unsichtbaren und doch grell sichtbaren Hut und sagt: du bist der Mörder eines großen Helden, und macht ihn, den Tyrannen, genau dadurch zum Wicht. Der, der das Zeug hat zum Helden, kann unter gewissen Umständen als Märtyrer weiterdienen. Die Entscheidung, das eigene Leben für die Sache zu geben, muss akzeptiert werden, was soll man machen? Ein 47-jähriges Leben, das kommt einem jung vor. Als mein Vater vier Tage vor Kriegsende abgeholt wurde und nie wiederkam, war er noch jünger. Zum Glück hängt nicht alles, was und wer man ist, von den Jahren ab. Wenn man ein gut verlaufendes Schicksal hat, kann man dafür dankbar sein, dass man tut, was man kann, und was man zuweilen auch muss. Man selbst also am Steuerrad des Schiffes.

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