April


Surferin,
den marmornen Urgrund durchquerend
Während der Monsoon so vor sich hinplätschert, könnte man sich an dem Angebot des Drinnseins erfreuen, draußen und innen drin, das könnte eine Möglichkeit bieten, sich kennen zu lernen. Kann ich mir überhaupt vorstellen (zum Beispiel), eine neue Denkart bei mir selbst einzuführen, die unter Umständen alles /vieles/etwas, was ich bisher auf eine bestimmte Weise gesehen habe, von Grund auf verändern würde. Vielleicht wird man auch nur vom Spiel selbst, an dem man ja immer auch beteiligt ist, gewissermaßen gezwungen, sich neu zu orientieren. In den letzten Monaten, die ich in Indien verbracht habe, fühlte ich mich einerseits vollkommen zuhause, denn ich lebte in einem der schönsten Privathäuser am See, alles einfach und edel zugleich, die Architektur strahlt eine antike Unterstörbarkeit aus. Mit der vergehenden Zeit bemerkte ich, dass mein ganzes Wesen erfüllt und gestaltet worden war durch diese Kultur, die meinem schöpferischen Geist eine neue und das Innere tief bewegende Seinsmöglichkeit anbot, und ich bin mir so dankbar, dass ich mich darauf einlassen konnte. Das Einlassen auf Götter und Heilige, auf epische Geschichten, die man sich in jedem Zug erzählen konnte. Alle, die man traf, liebten Krishna, sie liebten auch Shiva, und natürlich Vishnu, wie könnte man die heiligen Drei jemals trennen, genauso männlich besetzt wie Vater, Sohn und heiliger Geist, also ein kosmisches Symbol, ein Dreieck. Auch die Göttinnen kamen nicht wirklich zu kurz, nur die Frauen im Haus, da tobte das Unausgegorene, das Verborgene, das dem hohen Anspruch niemals gerecht werden Könnende, der Wahnsinn der Großfamilie. Die, die nicht hineinpassten in dieses ausgeklügelte System der Bewährungsproben, konnten entweder fliehen oder wurden ausgegrenzt und suchten neue Wege, davon war einer der heilige Weg. Zu meiner großen Überraschung sprach mich dieser Weg an. Diese schöne Geste der Verneigung, Namaste, ich grüße den Gott in dir, ja hallo, kann man Besseres zu den Anderen sagen. Aber besser ist es nur, wenn man auf tiefste Weise damit in Berührung kommt, also mit der Schlichtheit einer hohen Ebene, die sich auch im Essen niederschlagen kann: gemäßigt, aber das Beste, was zur Verfügung steht, ohne zu große, wunscherzeugte Abwandlungen: Chapati und gut gewürztes Gemüse, vielleicht noch eine Süßigkeit hinterher: natürliches Genug, weil es so köstlich ist, das Essen. Aber auch dem Geist wird viel angeboten dort in Indien. Man tut alles so gut man es kann,denn nach dem Tod geht’s weiter. Auf der Flatscreen läuft  auf bestimmten Kanälen das Heiligenprogramm. Alle Gurus, die was von sich halten, sind dort vertreten. Oder jemand kommt rein und switched das Ding um, dann tanzen meist viele Menschen irgend etwas unvorstellbar Obszönes, sowas kann man sich nicht einmal hier auf bestimmten Levels vorstellen, aber was wollte ich sagen. Ich merkte also ganz deutlich, dass ich zwar alles, was mich in dieser Kultur angesprochen hatte, auf meine Weise im mir weiterlebte. Ich passte noch äußerlich, aber nicht mehr innerlich in das Spiel. Ich denke, es waren die Götter, die sich aus meinem Leben entfernt hatten. Gerne genieße ich nochmal die kindliche Vision und sehe eine Versammlung ehrwürdiger Gestalten, in die ich noch schnell eine weibliche Gestalt hineinschmuggle, die auch Diotima heißen könnte, und sie alle lächeln mit vollendeter Güte in meine Richtung und sagen was, ja was sagen sie denn. Sie sagen zum Beispiel: weil du das alles einigermaßen ordentlich gemacht hast, haben wir beschlossen, dass du aufs nächste Level transportiert werden kannst, also lebst du von jetzt an ohne uns. Sie waren weg! Keine Götter mehr! Ich habe versucht, es meinen Freunden dort zu sagen, aber sie hatten dafür kein Gehör. Mir macht das nichts aus. Meine Freunde können glauben, was sie wollen. Solange wir uns noch verständigen können. Solange die Herzenswärme nicht marmoriert.

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