*innen

Während gewohnheitsmäßig in diesen gleichermaßen schrecklichen und erschreckenden Kriegen einige Männer für ihr angebliches Heldentum dekoriert wurden und weiterhin werden, wandert außen oder innen das erschöpfte Auge über dramatische Szenerien von unzähligen Frauen, die nicht nur das Gepäck schleppen, sondern auch die Kinder. Noch nie wurde hier ein Heldentum erwähnt, nein, man bringt die Schutzlosen in Sicherheit, denn der Besitz (des Mannes) will geschützt werden. Irgendwann soll es ja weitergehen, vorausgesetzt man wird aus dem Höllenfeuer wieder herausgeschleudert und erkennt noch diejenigen, die in die Flucht getrieben wurden. Aber jede Mutter, das wollte ich eigentlich sagen, ist die Heldin eines Schicksals, das selten die Aufmerksamkeit und das Nachdenken erlebt, das es verdient, und es geht hier auch gar nicht ums Heldenhafte, sondern um schieres, nacktes, nüchternes Durchkommen mit dem Kind oder den Kindern. Gestern habe ich ein Interview gesehen mit einer russischen Journalistin, die sich entschieden hat, in Russland zu bleiben und ihren Nachrichtendienst weiterhin zu aktivieren, nun allein bei der Arbeit, weil die Anderen geflohen sind aus Angst vor den angedrohten 15 Jahren Haft. Sie können sich vorstellen,  dass ich nicht im Gefängnis landen möchte, meinte sie, aber es hat mir auch niemand versprochen, dass ich ewig leben werde. Offensichtlich entfacht der Todesmut gewaltige Kräfte, manchmal bleibt man selbst beim Staunen hängen. Oder diese junge Frau, die plötzlich in der Hauptzeit des russischen Fernsehens mit einem Schild auf die Bühne springt, um den Russen zu sagen, dass sie belogen werden und dieser Krieg aufhören muss. Niemand weiß wo sie ist, ihre Anwälte konnten sie nicht finden, und das Denken muss hier einen Korridor öffnen, damit man unbeschadet herauskommt aus dem potentiellen Ansturm der Emotionen. Gefühle, von denen es gar nicht so viele gibt, bleiben oft still in solchen Wirkungsfeldern. Man meint dann, und oft zu Recht, man hätte nichts zu sagen, aber es sind die Gefühle, also eines der Gefühle, die die Ebenen durchströmen und ausfüllen und zumindest zeitweise den Worten keinen Zugang gewähren. Das erste, das sich davonschleicht, ist die Lust am Erklären. Man verzichtet gerne auf Deutungshoheit, wenn einem das nicht schon früher oder vorher gelungen ist, und irgend etwas in einem zieht sich aus der Matrix zurück. Man möchte wahrnehmen, für was man geeignet ist auf diesem Feld, das sich grenzenlos über Wüsten und Wälder und Städte ausbreitet und uns formt gemäß der Empfangsbereitschaft. Übrigens fand ich an der verhältnismäßig neuen  Einrichtung des Sternchens zwischen weiblicher und männlicher Endung, ausgesprochen mit einer professionell geübten Mini-Stockung, immer das separate „innen“, oder das „Innen“ interessant, denn damit sind dann wir (Frauen) gemeint, mit dem Stern ins Innen also, und von dort aus gerne auch wieder ins Außen, jetzt mit sich selbst unterwegs und befreit von den Asterixen. Man sieht ein Heer von Heldinnen sich über die Länder verteilen und niederlassen an fremden Orten.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert