künst(ler)(l)(s)ich

An dem Gemunkel über die vierte Welle kann man gut sehen, wie wir bestimmte Dinge gerne als etwas sehen, was noch gar nicht da ist, obwohl wir schon mittendrin sind. Das kann natürlich auch die Liebe sein, wenn man das gute Schicksal hat, sie in sich zu orten. Oder eben die künstliche Intelligenz, von der man weiß, dass sie unterwegs ist, aber man selbst hat noch verhältnismäßig wenig damit zu tun, dabei wird man schon auf dem großen Schachbrett hin-und hergeschoben. Wird man? Einmal bin ich in Apulien und ein andermal in Lissabon gründlich durch mein Verhalten genervt worden, da ich mir auf einmal ein Leben ohne Welan-Verbindung nicht vorstellen konnte. Es ist mir allerdings gelungen, die Absurdität davon zu erfassen, und nach wie vor müssen die Maschinen das für mich erledigen, wofür sie gut sind. In Schraders Film ist (u. a.) interessant, dass sie sich hier mit ihrer eigenen Software konfrontiert sieht, wobei letztendlich die Frage offen bleibt, was der Roboter selbst mit dem macht, was ihm gefüttert wurde. Und überhaupt die Frage, ob man die Substanz eines Menschseins in eine Maschine hineinfüttern kann, ist man doch als Mensch nicht wirklich an eine konstante Programmierung gebunden, mag es auch oft so erscheinen, wenn eigene Sichtweisen und Blicke sich verbünden und zu ertsarrten Bildern werden. Die können wiederum aufgelöst werden, zum Beispiel wenn man merkt, dass sich das eigene Verhalten unwillentlich zum Künstlichen hinbewegt, also zu dem, was man eigentlich nicht ist bzw. nicht sein möchte.Und wie weit kann man denn bestimmen, wer man sein möchte? Vor allem aber auch, wer man nicht sein möchte, denn daran erkennt man doch letztendlich, wie der eigene Baustein geartet ist. Allerdings birgt auch das Künstliche seinen Reiz und seine Tiefen der Anziehung, sonst wäre ja alles Ausgedachte nicht so spannend, sei es in Filmen, auf Bühnen oder direkt im Leben, immer auch ein Ringen zwischen Kunst und Künstlichkeit. Einfach zu erleben in der meist künstlichen Befindlichkeitsfrage „Wie geht’s denn so“. Und ja: Wie geht es denn so, wem, was, wo. Nüchternheit und Social Distancing sind auch Programmierungen. Etwas muss einem einleuchten, bevor man es eingeben kann. Zumindest manifestiert sich das Vorgenommene besser, wenn man es reflektiert und dadurch belichtet hat. Hilfreich ist auch, wenn man der eigenen Steuerung irgendwann zutrauen kann, sich in die Richtung, die man als förderlich betrachtet, zu bewegen. Dadurch gewinnt man enorm an Freiraum, aber auch wofür sich ein Freiraum am besten eignet, muss immer neu entschieden werden. Im Moment bleibe ich mal dabei, zu denken und zu spüren, dass der Mensch trotz aller Informationsfütterungen nicht von toter Materie kopiert und belebt werden kann, denn immer wird es dieses grundlegend Trennende geben. Aber gibt es das nicht auch schon unter Menschen, dass sie grundlegend getrennt sind durch das, was sie jeweils sind. Man kann bei diesem Thema beobachten, wie der Geist sich weigert, ein Einhorn zu töten, obwohl kein Zweifel besteht an der Art des Computerspiels. In Schraders Film fragt die Roboterfrau die Wissenschaftlerin einmal, warum sie den Roboter wie einen Roboter behandelt. Na, weil er einer ist. Gibt es auch einen Punkt, wo der Roboter Menschliches annehmen kann, und wo der Mensch seine Menschlichkeit verlässt. Oder ist das schon da?

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