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Der Rückblick in das eigene Leben kann ja durchaus interessanter werden, je mehr Jahre man auf dem Planeten herumgewandert ist, ohne jetzt Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis besonders bedenken zu müssen. Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, dass ich zwar an bestimmten Stellen meiner Aufenthalte den Willen hatte, Vergangenes zu durchdringen und zu reflektieren, aber wirklich gefühlmäßige Rückverbindung aufzunehmen mit dem Gewesenen, diesen Willen fand ich bei mir nicht so ausgeprägt. Nicht, weil ich das ‚Erkenne dich selbst‘ nicht ergründen wollte, nein, ganz im Gegenteil, wenn es da ein Gegenteil gibt. Es war eher so, dass ich mit der direkten Seinsqualität meist in guter Resonanz stand, denn ich hatte das Glück, mir treu sein zu können, und trotz aller zugelassenen Abenteuer kann ich nicht behaupten, dass mich jemand an meinen getroffenen Entscheidungen gehindert hätte. Manchmal ging es nicht anders, zumindest nicht für mich, als Andere mit dieser Wahl zu belasten. Aber wirklich? Als ich in Kathmandu einmal ein großes Haus mit allem kostbaren Drum und Drin in den Händen einer guten Freundin zurückgelassen hatte, in der Absicht, bald zurückzukehren, da kam ich zwar nie zurück, aber sie und ihre Tochter hatten das Haus mit einer guten Bibliothek und vielen Schätzen und Sammlungen aus der damaligen Zeit. Genau wegen diesen Schätzen, die wir (Ira Cohen und ich) meistens hungrigen Tibetern abgekauft hatten, die mit großen Säcken auf dem Rücken aus Dolpo kamen, ging ich ja nicht zurück. Denn hätte ich sie alle nochmal vor Augen gehabt, wäre ich vermutlich nie davon losgekommen, who knows. Das mit sich selbst in Einklang Gelebte kann beim Rückblick ein leichtes Lächeln entlocken. Meine Güte!, was für eine seltsame Fremdheit kann einen da anschauen, man selbst als Fremdling aus einer anderen Zeit, manchmal ein Hauch von transzendenter Anwesenheit, da ist viel möglich, aber dann doch nur Erinnerung, immerhin aus dem Inneren geboren. Es gibt ja so Fragen, denen keiner entkommt, zum Beispiel, ob man im eigenen Film etwas bereut hat, zum Beispiel das Russische nicht weitergesprochen zu haben, oder keine Royal Enfield gefahren, oder die Geige im Sand der Wüste weitergegeben, weil sie d a nicht überleben konnte, oder das Kind erst gar nicht in Gang gebracht und dann den Vorgang abgebrochen, nur weil man die Pille vergessen hatte. Weniger bereut als sich später klar gemacht, dass man bestimmte Dinge auf keinen Fall mehr so machen würde wie dort, das geht ja eh alles nur einmal, und darauf kommt es tatsächlich an, dass man  dieses immer einmalige Einmal versteht als das, was ich bin, bis sich die Frage selbst beantwortet, oder auch nicht. In jedem Fall geht es weiter, auch die kosmische Maschinerie hat ihre Gesetzmäßigkeiten, und vielleicht gibt es nur sie. Jeden Tag kann man es aufs Neue erleben, auch wenn es sich nur abspielt zwischen Ursache und Wirkung. Da, wo mich allerdings meine Geschichte im Griff hat und nicht loslassen will, da bleibt mir nichts anderes übrig, als die Lupe zu nehmen und mir, oder der Begleitperson, sagen, was sich mir da eröffnet, wenn es sich denn zu Lebzeiten eröffnet. Oder wenn sich der Spruch ‚wer suchet, der findet‘ als wahr erweist, und klar, wenn ich an meine eigene Pforte klopfe, warum sollte ich mir  oder mich da nicht aufmachen?

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