gewährleisten

Sicher ist, dass man immer mal wieder etwas dazulernen kann. Zum Beispiel, dass die latente Freude an Maskierungsgegner/innen, die sich neuerdings in Städten formieren, reichlich geschmälert wird, wenn es sich zeigt, aus welchen Einzelteilen die Horde zusammengesetzt ist. Der frischfreie Antimaskler, den man durchaus verstehen kann wie sich selbst in dieser Positionierung, schaut sich auf der Straße nach Gleichgesinnten um und erkennt unmaskierte Rechtsradikale, die unterwegs sind, um für ihre Sache zu punkten. Weltverschwörungstheoretiker sollen auch mitlaufen, und dann natürlich die vielen Frauen, die mit dem aufgezwungenen Spagat zwischen Homeoffice und Kindern nicht mehr zurechtkommen wollen. Das alles wird dann aus politischen Kreisen mit einer Wortschöpfung bedacht und zur Gruppe der „Covidioten“ ernannt. Der verborgene „Ovid“ war mir persönlich lieber, aber was soll’s, denn auch auf dieser Ebene ließen sich hier keine tiefgreifenden Verse schmieden. Es ist nun mal, was es ist, und das kann viele Gesichter haben. Lernmöglichkeit gibt es auch in der Feststellung, dass in den düstersten der Nachrichten, die auf die eine oder andere Weise an das Gartentor geschwemmt werden, sogar etwas Gutes liegen kann. Nun ja, nicht das Gute, dass man sich in verträumten Stunden von der Welt und ihren BewohnerInnen wünschen könnte, sondern es ist das Gute, das einen ergreifen kann, wenn sich in der Gewohnheit des Schrecklichen ein Spalt auftut, in den ein karger Lichtstrahl fällt, aber immerhin. So sind doch nach bereits sehr vielen Vordüsternissen, über die jeder bescheid wusste und weiß, endlich die Fleischfabriken ins Dämmerlicht der Öffentlichkeit geraten, weil sich das Virus in sie hineingesetzt hat und dort um sich schaut und anrichtet, was es kann. Und das kann man dann, wenn man möchte, eine Art guter Nachricht nennen. Ein weiterer Sklavenmarkt ist entdeckt worden, wo eine Unzahl unterbezahlter (meist Ausländer), sich an rasenden Bändern und nacktem Tierfleisch das Leben kürzt, damit es dem reichen Land nicht an Fleischnachschub fehlt. Und wussten wir nicht, wie schmutzig das Business wirklich ist!? Doch, wussten und wissen es. Es passt in die Kategorie Waffenlieferungen und Frauenhandel und einiges mehr, was sich mit Demokratie schlecht verbinden lässt, wo doch keiner die menschliche Würde antasten möchte, wenigstens nicht in den geschwungenen Reden. Noch schlimmer klingen die News aus Amerika. Da liegen die Schlachtfabriken (vier für das ganze Land!)  in kaum besiedelten Gebieten, wo Menschen keine andere Arbeit finden können und der Ausbeutung völlig ausgeliefert sind. Nun sind auch dort bisher 5000 Covid-Erkrankungen aufgetaucht, aber Donald Trump hat befohlen, mit der Produktion fortzufahren, damit der Fleischverzehr des Landes gewährleistet ist. Und vieles mehr. Manchmal kann man dem Grauen nur beikommen, wenn man ein paar dürftige Worte dafür findet oder den Mut hat, sich ein Bild zu machen. Für mehr reicht es dann oft nicht aus, denn der Nachschub des Grauens ist ebenso unerschöpflich wie des Menschen Kraft, damit umzugehen, indem man sich an die immerhin auch menschenmöglichen Belichtungen hält, wenn man sie der Mühe wert erachtet.

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