anhaften

Manchmal haftet was an einem und man erkennt schnell, dass es nicht zu einem gehört. In Deutschland bin ich mal aus einem Laden herausgekommen und hatte hinten am Rücken ein Oberteil mit einem Bügel  hängen, der sich an mir festgehakt hatte. Ebenso vor ein paar Tagen beim kurzen Gang zum Obsthändler dachte ich „nanu“, und fand an zwei verschiedenen Stellen meiner Kleidung meine Schulterpolster hängen, die wegen ihres Klebebands dafür wie geschaffen sind. Diese Dinge sind leicht zu lösen. Anders ist es, wenn man entscheiden muss z.B., ob man weitere tausend Jahre am See  sitzen will, weil es jeden Tag aufs Neue so schön ist, oder haftet man mit der eigenen Persönlichkeit für dieses Aufrechterhalten der Ewigkeit, oder der letzte Hunger der Augen klebt noch an den Architekturen oder den Spuren ferner Zeiten, wo Stille noch ein Kommunikationsmittel war und der Feinstaub unkontrollierter Motoren sich noch nicht in den Blutbahnen breitgemacht hatte. Ein letztes und erstes Zugeständnis an jeden Ort der Welt, der es einem ermöglicht, zu sein. Viele Kriminelle sollen ja auch erleichtert sein, wenn ihrem Tun endlich durch die Verhaftung eine Schranke gesetzt wird, wenn auch die Entscheidung keine freiwillige war. Nun wurde ich aber zum Thema angeregt durch einen Artikel, der mir einen inneren Freudeschrei  entlockt hat, denn da tritt doch tatsächlich ein gewisser Professor Satyapal hervor und verlangt, dass die vollkommen abartige Theorie, dass der Mensch vom Affen abstammt, endlich aus den Schulbüchern gestrichen werden müsste, denn indische Wissenschaftler, im Ausland forschend, hätten schon vor 35 Jahren bewiesen, dass die Darwinsche Theorie wissenschaftlich unhaltbar ist, also aus den Gehirnen entlassen werden muss. Ich hatte mich eh gewundert, als dieser Schwachsinn dann auch noch in Indien ankam, und mir Inder sagten, wir stammten vom Affen ab. Aber das ist doch bewiesen!!!! Ach ja? Diese Zeichnungen, wo was von unten sich hochhebt in menschliche Größe!? Eine Weile noch herumknüppelt und dann ganz viel lernt? So viel ähnliche DNA? Gut, jede/r kann ja entscheiden, wo er herkommt. Satyapals Beweisführung ist auch klassisch: In unserer ewigkeitsgetränkten Historie, meint er, hätte noch nie irgend jemand andeutungsweise vermerkt, dass ein Wandel von Affe zu Mensch beobachtet wurde. Der Mensch, sagt er, war immer Mensch, und Mensch wird er bleiben, so lange er da ist, während ich mir da wider nicht so sicher bin, ob er oder sie das schafft, aber das haftet auch nicht an der Länge meiner Existenz. Ich bin hier oft von Affen umringt, und ja, die machen ein paar ähnliche Sachen wie wir, aber das war’s schon. Auch könnte ich mich genentisch sehr wohl an diese gnadenreichen Sprünge erinnern, mit denen sie die Schwerkraft besiegen. Nein! Nicht vom Affen. War doch wieder nur so ein fehlgeleiteter Ideenkult, der haftet wie Lava am Stein. Oder ein bisschen selbst drüber nachdenken: wo kommen die Dinge her, und warum sind wir so sicher, wenn was „bewiesen“scheint?

Das Bild zeigt einen Lemuren bei der Mittagspause


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