Der Mensch ist komplex, kein Zweifel. Auch die Dinge sind komplex, wie man an der Muschel oben sehen kann. Da kann es ein Mehr oder ein Minder geben, aber die Tatsache bleibt dennoch bestehen. Graf Kayserling, wer immer er gewesen sein mag, hat den deutschen Menschen mal als eine „Monade ohne Fenster“ beschrieben. Dass es Zeiten gibt, wo dieser innere Aufenthalt dringlich zu neu installierten Fenstern und Türen führen kann und muss, ist auch sichtbar. Dazu kommt, dass Menschen auf kulturelle Weise komplex sind. Hindus zum Beispiel kann man nicht auf dieselbe Weise als „Monaden, also geschlossene Systeme oder Einheiten, bezeichnen, außer vielleicht, dass sie sich (bis vor Kurzem zumindest) in einer ganzheitlichen, göttlichen Monade zusammen anwesend gefühlt haben. Auf jeden Fall taucht hier wieder die Frage auf, ob es tatsächlich diesen Quantensprung über den kollektiven oder persönlichen Tellerrand wirklich gibt, basierend auf der Bereitschaft, sich mit anderen Menschen soweit auseinander zu setzen, dass die unendliche Vielfalt, aus der die Monade besteht, sichtbar und zu einem gewissen Grad auch verständlich werden kann. Die Komplexität eines Systems gestaltet sich m.E. aber auch aus den eher ungünstigen Eigenschaften wie zum Beispiel das Beharren auf einer festgelegten Geschichte oder Identität, die dem Fluss des Geschehens oft nicht gerecht wird, auch nicht gerecht werden kann, da wir, etwa bei Störungen oder Hindernissen etc,. damit beschäftigt sind, den Störungen auf den Grund zu gehen. Diese Fähigkeit oder dieses Interesse, den Dingen auf den Grund zu gehen, ist etwas, was entweder aktiviert oder gelernt werden muss, da die Erscheinung dualer Verhältnisse letztendlich das Übungsfeld für die eigene Wahrnehmung und Gestaltung ist. Auffallend ist auch, dass diese dadurch entstandenen „Werteskalen“ dann zu Selbstüber-und unterschätzungen führen können, aber auch zu einer größeren Ausgewogenheit auf der Achse der eigenen Extreme zwischen den Licht-und Schattenseiten. Diese kann dann als eigener Kern empfunden werden, belastet man ihn nicht weiterhin mit Identitätsformaten, die sich immer wieder auf unermüdliche und anstrengende Weise erklären und erfassen müssen. Ob es ein „Sein“ an sich gibt, wo man dem eigenen System zutrauen kann, dem mir Entgegenkommenden auf adäquate Weise Resonanz zu geben, ohne von fixierten Einstellungen geprägt zu sein, bleibt zu sehen. Und auch, ob die Überforderungen des planetarischen Geschehens einen persönlichen Zustand „freischwebender“, lebendiger Offenheit dem Dasein gegenüber gewährleisten können.