aufhören

„Aufhören“. Dieses Wort kommt einem so bedeutsam vor wie das Wort „anfangen“, denn beide sind ja eng verbunden, da ich nichts aufhören kann, was ich nicht angefangen habe und umgekehrt. Was wir auch alle kennen ist dieses Fast-Aufhören, das gerade eine historische Dimension erlebt im Spannungsfeld zwischen Israel und dem Iran, wo man naiverweise innerlich gedankliche Pfeile hinschießt mit dem Befehl, einfach aufzuhören mit dem verletzten Ego-Gigantismus. Auffallend sind auch Menschen, die verstanden haben, wie diese Kultur mit den Tieren umgeht (und die auch häufig zuhause Tiere haben), und dann festhängen am „Ich esse ja nur noch ganz wenig (Fleisch). Und tatsächlich ist ein wenig manchmal zuviel, denn es kann, wenn das erwünscht ist, seine Wirkung nur entfalten, wenn die Erfahrung auftaucht, aufgehört zu haben. Wenn der Krieg aufhört, wenn der Missbrauch aufhört, wenn die Tierschinderei aufhört, wenn das unbegrenzte Tempo auf den Straßen aufhört- Ich fahre auch gerne schnell, wobei es noch viel schneller geht und ich mich dann automatisch erinnere, wie ich mal mit einem Mann im Jaguar 240 km entlanggedüst bin, bis es mir vorkam wie Zeitlupe, gefangen in uneinschätzbarem Risiko. Anders in Holland, wo es schon eine Weile gedauert hat, bis die eingeforderten 100 km zu einem Genuss wurden und die Haie aus dem Rückspiegel verschwanden. Und ich erinnere mich natürlich daran, wie ich dachte, die 25 Jahre Zigarettenrauchen lasse ich locker hinter mir, aber es dauerte Jahre, bis ich zu einer Nichtraucherin wurde und froh bin, für die Sucht keine Scheine mehr hinzulegen oder meinen Blick von den gruseligen Bildern auf den Schachteln abwenden zu müssen. Ein radikales Aufhören hat den Vorteil, dass ein neuer Anfang schon im Programm enthalten ist, auf jeden Fall als Freiraum, den es neu zu erfahren und zu gestalten gilt. Und siehe da, es bewegt sich was, denn nicht alle sind für radikale Schritte geeignet, man kann auch bewusst in die Veränderung hineinwandern, muss aber dranbleiben, sonst wird das nichts. Die bescheidenen Übungen in diesem Feld schaden nicht, denn man lernt dazu. Noch ist es mir nicht gelungen, die so wunderbar schäumende Milch mit Hafermilch zu ersetzen, ein Wunder, dass man das jetzt sogar in Cafés kann. Gedanken setzen sich um. Also man übt am besten mal mit irgendwas, was man aufhören möchte, denn auch Scheitern kann eine gute Wirkung entfalten, da man ungern von sich selbst enttäuscht ist. Den Diplomaten, die gerade durch die Welt huschen mit ihren hohen Aufträgen, wünsche ich alles Gute. Es gibt auch ein Aufhören, das die Welt dringend braucht. Und an diesem Drama sind wir schließlich alle direkt beteiligt.

Schriftbild von Henrike Robert


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