aufhören

Natürlich ist es in dieser Zeit von Interesse, sich selbst zu fragen, warum man etwas, von dem man weiß, dass es einem nicht gut tut, trotzdem tut. Wenn ich an meine Raucherzeit denke, so kam ich gar nicht auf den Gedanken, das Rauchen könnte mir nicht bekommen, nein. Ich war leidenschaftliche Raucherin und besaß die nötigen extravaganten Requisiten, um das Rauchen noch angenehmer zu gestalten, das Aufhören damit allerdings dadurch noch schwieriger, wäre der Wunsch dazu überhaupt aufgetaucht. Wenn ein Aufhören von etwas tatsächlich von einem selbst von sich selbst gefordert wird, muss man Wege finden, um es umzusetzen. Zum Beispiel könnte es einem auffallen, dass man oft sinnlos zum Smartphone greift, aber zuerst müsste man „sinnlos“ für sich definieren, denn sonst reiht man die Handlung ins Selbstverständliche ein, ohne dass das Selbst versteht, was es  da tut. Es muss einem also auffallen. In Kaschmir baggerte ich einmal einen Einheimischen um eine Zigarette an. Sein abschätzender Blick genügte, um mir klar zu machen, dass meine Zeit gekommen war, mit dem Rauchen aufzuhören, denn ich hatte kein Geld dafür. So war es nicht ganz freiwillig und ich musste später nochmal den freiwilligen Teil nachholen. Denn auch sich selbst kann man nicht zwingen, etwas aufzuhören, was einem nicht tief genug einleuchtet, um es umzusetzen. Oder man lässt die Sachen im Vagen hängen und widerstrebt bewusst dem Bedürfnis nach Klarheit, damit keine Entscheidung gefällt werden muss. Auch kann man nicht behaupten, wir wären nicht gewarnt worden. Überall dröhnt Warnung durch die Kanäle: wir werden vermutlich an uns selbst zugrunde gehen, das Wort „Klimawandel“ taumelt sinnentfremdet durchs Weltall, schon denken philosophische Geister darüber nach, ob es den Menschen überhaupt hier weiterhin geben muss, oder hat sich diese schwer begreifbare Spezies selbst in ein Aufhören hineinkatapultiert? Dabei behaupten doch die meisten Menschen, wenn man ihnen ein Mikrofon zur Verfügung stellt, dass sie gerne leben, auch gerne gesund und munter, und wollen meistens lieben und vor allem geliebt werden, denn sonst ist der ganze Wahnsinn gar nicht zu bewältigen. Zarathustra kam, als er reif dafür war, von seinem Berg herunter, um die Menschen zu lieben, andere flohen kichernd hinweg über die Berge, der Prophet (Kahil Gibran) ließ sich von den Einheimischen ein paar kluge Sätze entlocken und entschwand dann auf das Schiff, das ihn abholte. Wohin er wohl ging, und wer war noch auf dem Schiff? Und so wird auch das Narrativ der Menschheit aufhören, wenn es aufhören soll, und ziemlich sicher wird dann in dem freigewordenen Raum etwas Neues geschehen. Oder wir sind schon mittendrin.

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