Karl Jaspers

To Karl Jaspers, uncertainty is not to be overcome but understood | Psyche  Ideas

 

Der Geist unseres Zeitalters kann erscheinen als der letzte Augenblick des Dahinschwindens aller Größe des Menschen und als das Aufhören der Schöpfung von Werken, während das Maß des technisch Machbaren schnell und unaufhaltsam wächst. Mehr noch: als der letzte Augenblick des Verstehenkönnens dessen, was einst war. Es wird vergessen, weil es infolge des Erlöschens der Fähigkeit des Verstehens nicht mehr wahrnehmbar ist, auch wenn man äußerlich noch so reiche Kunde von Schöpfungen, Werken und Taten hat. Die Keime des eigenen Schaffens verkümmern in der Dürftigkeit der neuen Umwelt.
Wir haben von Jugend auf gelebt in der inneren Revolte gegen die Bürgerlichkeit, d.h. gegen die Lüge der Konventionen, gegen den Unernst des alles verschleiernden Zustand, aus dem keine Größe des Menschen und nichts Verehrungswürdiges sprach, gegen die landläufige humanistische Bildung, die im selbstzufriedenen Nichteingreifen und ängstlichen Schweigen und billigem Verwerfen eine substanzlose Oberfläche schien. Wir wollten Wahrheit. Aber wir machten die Erfahrung, dass wir selber sie nicht kannten. Es bedurfte des eindringendsten  selbskritischen Bemühens, um auch nur auf den Weg der Wahrhaftigkeit zu gelangen.


Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert