zuschauen

Dann gibt es natürlich all das einigermaßen Vorhersehbare, das auch dem Ungewissen unterliegt, aber die meisten der Termine, die Menschen so haben, können eingehalten werden. Denn der durch unvorhergesehene Vorkommnisse entstandene Schockzustand ist eher die Ausnahme, zumindest für jede/n Einzelne/n. Ziemlich vorhersehbar ist auch, dass ich heute das Fußballspiel zwischen den Deutschen und den Ungarn sehen werde. Nur ich kann mir erklären, warum ich das weiß. Und warum ich es überhaupt mache, da es mir nicht gelungen ist, bei all den Meisterspielen für Europa und Welt, die Spielregeln so zu verstehen, dass ich die Spielart über sie verstehen kann. Es fehlt der notwendige Funke des Interesses. Aber ich lernte doch über die eigene Sehweise, wie z.B. die Meisterschaft aus Teamwork entsteht, und wie geradezu vollkommen das Zuspiel zuweilen war, sodass man von Genuss durchaus reden konnte und kann. Und man hatte selbstverständlich Glück, wenn man in der Ära Sebastian Schweinsteiger schon zuschauen konnte, und hat sich mitgefreut mit vielen Fans neulich, als Schweini da rumstand und bei Nahaufnahme einen gut gereiften Eindruck machte. Unvergesslich auch die Szene, als das Blut des redlichen Kampfes auf dem Heldenantlitz zu sehen war, und wer weiß, was mir noch alles einfallen könnte, wenn ich darüber nachgrübeln wollte. Natürlich kann ich mich auch nebenher fragen, warum ich nur die Spiele mit den Deutschen schaue !! Nagt da eine verborgene Patriotin unbemerkt an einer Synapsenkurve? Nein, es ist viel einfacher. Ich kenne ja gar niemanden in den anderen Ländern außer vielleicht Ronaldo, wer könnte ihn vermeiden oder übersehen. Da ging e r , der noch nie, so hörte ich, einen Ball in das deutsche Tor gebracht hatte, da gelang ihm genau das, ja, er hatte einerseits die Kette des Wahrscheinlichen durchbrochen, aber dennoch siegte das Team nicht. Da passieren schon bittere Dinge, die tief in die Seelen der Spieler eingreifen. Wenn man für so viel Geld gekauft wird, und kommt dann doch nicht mit einem Kranz aus der Arena. Was ich bei den Spielen mit den Deutschen immer interessant fand, war die Möglichkeit, den deutschen Team-Geist zu beobachten. Wenn ich’s recht bedenke, ist doch letzten Samstag eigentlich ein Wunder passiert. Das Tor der Portugiesen war gefallen, da erwartete man eigentlich die abgründige Erstarrung des deutschen Kollektiv-Geistes, eben da, wo man als ZuschauerIn gerne eingreifen würde und sagen: jetzt bitte nicht ins Trauma des Versagens verfallen usw…., und siehe, sie kamen tatsächlich wieder heraus  und spielten sich, geistig begleitet von Millionen von Schauenden, an die einsame Spitze. Einsam, weil alles so ungewiss ist, keine Garantie, wie es ausgeht. Auch in Indien hatte ich mir angewöhnt zu wissen, wann Cricketspiele stattfanden, oft zwischen Indern und Pakistanis, denn man konnte der Wirkung des Ausgangs nicht entfliehen. Am besten war es natürlich, wenn die Inder gewannen, dann war wirklich jeder gut drauf. „Jeder“ muss man hier als jeder Mann lesen, aber ich denke, dass es auch drinnen den Frauen besser ging, wenn ihre Seite gewann, wobei sie wahrscheinlich selber vor dem Fernseher saßen und wussten, was auf sie zukommen würde. Mucksmäuschenstill kann es da oft werden, bis man sich selbst beim Aufspringen und Yeah!- Schreien ertappt und sich fragt, wo diese Kräfte sonst wohl so vor sich hinschlummern.

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