im Danach (?)

Ja, tatsächlich am Meer, ich war am Meer. Nicht, dass ich einen Beweis dafür brauche, aber so ein Bild tut doch gut, denn es zeigt, dass man wieder einen Plan umsetzen konnte, der lange nicht möglich war. Man ist in guter Begleitung und schaut auf das, was man geistig vor Augen hatte und nun tatsächlich hat. Auch die Füße, oft mal gemartert durch zu eng oder zu hoch oder zu weit, finden hier im Sand beglückende Resonanz. Wo kommt man her? Wo war man? Da rauscht das mächtige Wasser-Viel trotz aller Dunkelheiten, die es birgt, wieder beruhigend vom Hinaus ins Hinein und wieder zurück. Solange man das nicht als aufdringlich empfindet, ist es angenehm, rausch rein, rausch raus, man süchtelt vor sich hin. Der Lockdown-Blick erkämpft sich sein Recht auf unkontrollierte Weite, ah, und da hinten, weit weg von einem selbst, ziehen Dampfer und Ladeschiffe geisterhaft vorüber. Kaum jemand am Strand bis Mittag, dann aber viel Liegestuhl und Sonnenbraten und all das Enthemmte und Nackte, was halt an Stränden so üblich ist. Der Sonnenbrand und die Kindersandburgen, entspanntere Mütter und zuweilen auch Väter dabei. Das ist ja alles nichts Neues, wenn wir nicht gerade aus unseren Seinsgebilden heraustreten würden, immer noch einen Hauch Blase um die Ohren, und wie geht’s wohl den Anderen so? Ich frage mal hier, mal dort nach und wundere mich über die nahezu makellose Maskenfreiheit, die hier herrscht, und es ist nicht nur einmal, dass ich denke: hoffentlich geht es gut. Eine weitere Welle wäre, ja was wäre sie denn? Sie wäre eine weitere Welle, über die man zur Zeit nicht herumsinnieren kann, weil es sie gar nicht gibt. Hier und da frage ich mal jemanden, wie es denn so für sie war, als wir uns alle nicht begegnen konnten, und ganz eindeutig spürt man die Erleichterung, mit der das Wort „normalisieren“ ausgesprochen werden kann. Alles normalisiert sich fast automatisch wieder, oder sieht es nur so aus. Man kann betrachten, wen man möchte, aber es wird keinen unter ihnen geben, der oder die nicht betroffen war von den Veränderungen, das ist schon erstaunlich. Hat man nun den vergangenen Zeitraum nicht für etwas ganz Bestimmtes genutzt, scheint ein nahtloses Anknüpfen an das vorher Vertraute ja gar nicht so schwer. Selbst die beste Option, eben statt Irritierungen den Eigenraum gut gestaltet zu haben, brachte Veränderungen herbei, denen man sich nicht entziehen konnte. Es kam und kommt immer noch darauf an, wie man darauf antwortet. Natürlich kann man sich mit Antworten ebenfalls weitgehend zurückhalten, aber das macht erst Sinn, wenn man auch die Fragen kennt, damit der Spielraum erhalten bleibt, und das soll er unbedingt, also vor etwas und nach etwas, und mittendrin auch. Von Erfahrungen, die keinen Spielraum mehr ermöglichen, sollte man sich zweifelsfrei fernhalten. Die Existenz des Spielraums hört erst auf, wenn das Leben direkt bedroht wird. Und man kann von Glück sagen, wenn man nach dieser langen Zeit der Pandemie herum schaut  und sieht, dass die Menschen, die einem am Herzen liegen, noch da sind, obwohl es auch Verluste zu beklagen gab. Auf jeden Fall ist gerade Pause im kollektiven, globalen Stress. Verfügbare Medizin wird an ärmere Staaten weiter geschickt. Das Sterben soll ja eingedämmt werden, nicht zuletzt, weil wir jetzt wissen, wie nah alles letztendlich doch beieinander liegt. Vielleicht haben sie deswegen die Schilder mit „Abstand halten“ noch nicht weggeräumt, obwohl man den Text nirgendwo umgesetzt sieht, denn Abstand war gestern. Mal sehen, was das Morgen bringt. Vielleicht sind ja allerorts Erwachte zugange, die frei herumknobeln können, was sie mit dem geschenkten Dasein anfangen.

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