6.März

Am 6. März vor einem Jahr bin ich aus Indien zurückgekommen, und würde auch jetzt, wäre ich wieder dort gewesen, nach hierher unterwegs sein. Die Schwierigkeit des Transits bestand vor allem darin, auf einmal eine Menge Dinge und Gewohnheiten zurücklassen zu müssen, die ein gewisses Maß an Zugehörigkeit erzeugt haben, wie: Essen, die Sprachen Englisch und Hindi, die automatisch erscheinenden Handhabungen: wie man isst, was man isst, wer man ist in dieser ans Herz genommenen Nebenheimat. Die Menschen, die Freunde, die Farben, der verlässliche Sonnenschein. Und natürlich die geistige Verfassung, die sich in einer anderen Kultur automatisch verändert, allein schon durch Worte und Gedanken, die dort vorherrschend sind. Aber immerhin, am 6. März 2020 gab es schon ein gemeinsames Thema: der Begriff ‚Corona‘ tauchte auf als Schattenfigürchen, und in den Städten fingen sie an, Masken zu tragen. Ich hatte mir auch schon im Pharmacy-Shop eine gekauft und fand fünf  Rupien für das Ding ziemlich teuer. Als der grässliche Abgrund hinausgeworfener Arbeiter sich auftat und das an diesem Virus beteiligte Sterben begann, hörte ich allerdings auch von indischen Freunden, dass es viele Infektionen gäbe, aber wenig Tote. Sie führten es auf ihr stabiles Immunsystem zurück. Das muss man wohl eher als ein Überhängsel des alten Systems sehen, in dem sich nicht nur der Meatburger durchgesetzt hat, sondern alles, was zu noch größerer Habgier und Machthunger führt, und das um jeden Preis. Mein Vater las noch Bücher über Yogis, die durch extreme Übungen die Ideen des menschlichen Verhaltens permanent sprengen konnten, alles im eigenen Märchenreich der fliegenden Teppiche, wo Wunder und das schier Unmögliche an der Tagesordnung waren. Als ich neulich, auch ein kleines Wunder, aus einem Impuls heraus meinen Cousin in Texas kontaktierte, um zu fragen, ob er es warm hat in der Eiseskälte (was er bejahte), da erzählte er mir, von tibetischen Yogis gelesen zu haben, die auf Eis saßen, denen man (in einem Film) Handtücher auf die Schultern legte, die sie dann durch Yoga-Atmung getrocknet hätten. Da weiß man wie durch viele andere Beispiele, dass etwas vorbei ist, sozusagen sein eigenes Ende produziert hat, und selbst da haben alle Beteiligten noch was davon. Dann gibt es noch eine Ebene, von der auch Dr. Drosten sprach in einem Interview. Es gab ein wirklich sehr lustiges Video von ihm, in dem ein Schauspieler ihn synchronisierte und erzählen ließ, wie er diese Virus-Geschichte eigentlich erfunden hätte an einem angeheiterten Abend mit seinem chinesischen Freund Li Peng. Aber jetzt habe ich gehört, dass er ganz wütend war über die Comics und nach allen möglichen Shitstorms an Rückzug aus der Öffentlichkeit denkt, unter anderem, weil er nicht mehr in der Lage war, die ganzen Missverständnisse zu klären. Das war eh unmöglich, denn, wie er meinte, gäbe es in den Wissensbereichen ganz klare Kompetenzen, die für die Allgemeinheit zur Beurteilung nicht mehr geeignet sind. Der Witz dabei ist, dass es immer mindestens einen Anderen geben muss, der das jeweils Ausgebrütete erkennt und verstehen und einordnen kann. Schon da ist ein Übersetzungskünstler nötig, denn die Bahn zur Entwicklung muss ja trotzdem freigelegt werden, damit der Pfad später gefunden und nachvollzogen werden kann.

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