selbst

Mit demselben unermüdlichen Blick, mit dem ich mich  von den sprachlos machenden Formationen der Pelikane vereinnahmen lasse, sodass ich schon die superbe Technik ihrer geneinsamen Bewegungen nachempfinden kann, mit der sie das begehrte Objekt ihres Tanzes, der Fisch, einander zuspielen und einkreisen, und verspeisen, mit demselben Blick schaue ich auf diese Frage der Selbsterkenntnis, und hindurch, und außen herum, und gemessen an wahrnehmbaren Realitäten, und wieder zurück zu den Wahrscheinlichkeiten mit ihren Varianten der Darstellung. Die neulich durch äußere Anregung bei mir aufgetauchte Frage, ob das Erkennen des Selbst „genügt“, fand ich zuerst gar nicht so schwer zu beantworten.  Weil: genügen? Wem soll es genügen oder nicht genügen, das Selbsterkennen. Dass man auch die Sprache für sich selbst immer mal wieder entstauben muss und hinterfragen, ist auch angebracht. Und dann mit Anderen: meinen wir dasselbe mit den benutzten und oft ausgeleierten Worten, von denen wir annehmen, wir wüssten alle, was sie bedeuten. Das Phänomen des Menschseins ist ja zweifellos, dass das Instrument des Bewusstseins überhaupt zu seiner und ihrer Verfügung steht, und ein Großteil der Freiheit, für die ich plädiere, ist, dass ich mein Instrument einsetzen kann, um Erkundungen einzuholen über das, was ich in mir und außerhalb von mir vorfinde. Ich musste wieder einmal an die Menschen denken, mit denen ich in Kontakt kam, als ich längere Zeit dort in einem Tempel saß, allerdings mit Papier und Stift gewappnet  Die meisten dieser Menschen, um nicht Männer zu sagen, saßen abends bei Gelehrten herum und nahmen ohne Einschränkung die Weisheit tiefer und zeitloser Lehren auf, ohne auch nur die geringste Bildung zu haben wie Lesen und Schreiben. Sie wussten aber vom Besten, was Menschen als Wissen angeboten wird, oft mehr als ich, die ich die Dinge nur vom Lesen kannte, sie aber durch mühsame Bewusstseinskanäle schleusen musste, wo sie auch noch nach Einsicht aussortiert wurden etc. Diese Menschen, die damals solcherart waren, erinnern mich an die Pelikane. Es gibt ihn also, diesen einfachen Zustand, bei dem man von einer Seinsqualität sprechen kann. Nur hängt das Erleben vom Kollektiv ab. Löst das Kollektiv sich auf und zerfällt in einzelne Individuen, müssen diese Einzelnen ihr Bewusstsein aktivieren, um durch das Auflösen der Ordnungen, also das Chaos, navigieren zu können. Man könnte das Selbsterkennen grundsätzlich als einen Luxus bezeichnen und möglichst nicht als ein Resultat der Wissensgier wie z.B. bei Adam und Eva, die das Paradies, wo auch immer es gewesen sein mag, deswegen verlassen mussten. Es ist interessant, dass in den alten Geschichten, die in der Welt als unumstößlich verklickert und gepredigt werden, oft ein Fluch vorkommt, mit dem etwas in Schach gehalten wird. Das Wissen zum Bespiel. Du darfst nicht (selber) wissen, sonst kannst du nicht kontrolliert werden. Wenn wir realisieren, dass wir uns nur selbst erkennen können, hört das Besserwissen irgendwann auf. Auch sind ja die, die man die Sucher nennt, schon zahlreich auf dem Weg, und klar, wer gründlich sucht, der findet, und auch ohne Klopfen kann eine Tür sich öffnen. Man muss ein bisschen zäh sein und dran bleiben. Und genügen? Warum sollte es nicht bereichernd sein für einen selbst und die Anderen, wenn man weiß, was für ein Schiff man fährt, und mit was es ausgestattet ist. Auch verlässt der Pelikan manchmal die Anderen und fischt solo. Einmal saß Einer sogar ganz allein auf dem See. Dann kamen aber immer mehr zurück und es schien, als würde das ganze Universum im Atemlosen verharren, so vollkommen war ihr gemeinsames Spiel. Was sagt es mir?`Es sagt mir aus der Tiefe der Erfahrung heraus, dass es einen Ort jenseits des Wissens gibt, wo man sich einer gewissen Automatik des Seins hingeben und erfreuen kann. Das hat noch keinem geschadet.

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