Das große Könnte

 

Links sieht man die kleine Mondgöttin im Abendkleid, und rechts einen riesigen Asteroiden-Brocken, von dem ich bei Lord Google auf dem Weg zu einer Grammatikinfo gelesen und kurz angehalten habe. Huhuhu!, hieß es da, da rast es auf uns zu und kann, hier eine eingeschobene Autorität zur Untermauerung, nämlich die NASA sagte da was oder wer, nämlich, dass es unter gewissen Umständen zu einer Gefahr kommen könnte. Könnte ist das Stichwort. Der Textverfasser, der ja immer auch was bieten muss, da bezahlt dafür, drängt den NASA Experten (z.B.) geschickt in eine Frage-Ecke, wo der nicht mehr anders kann als zugeben, dass da durchaus grundsätzlich ein Quäntchen Gefahr sein könnte, auf die natürlich keiner der beiden eingehen kann, denn es war noch nicht da und, wie es uns weiter im Text erläutert wird, wird das Ding ‚vermutlich eh‘ an unserem kleinen blauen Planeten vorbeirasen! Uffh, ham wir nochmal Glück gehabt. Der Schreiberling ist auch zufrieden, denn er hat das Tempo erst hochgeschraubt, dann wieder runtergebracht zum Normallevel, wo sich dann alles wieder gewohnheitsgemäß ebenerdig einfügt. Morgen gibt’s vielleicht, wenn nicht noch was Neues überhand nimmt, noch einen frisch geschürten Asteroiden-Angst-Pegel, wenn man, vielleicht auf dem Weg zum Bioladen oder zu Aldi, erfährt, dass das Ding gerade an uns vorbeigeratzt ist. Viele Menschen werden davon natürlich gar nichts gehört haben, denn wenn es im Netz nicht zittert, kommen die News auch schnell wieder weg. Die World Community muss schließlich ständig zufriedenstellend gefüttert werden. Da war noch eine Nachricht, die mich auf diese Gedankenspur gebracht hat. Eigentlich wollte ich mich selbst darauf hinweisen, wie schnell man, wenn man nicht aufpasst, irgendwo landet.. Da gab es nämlich ganz kurz, auch im Tempel von Lord Google, eine Nachricht, die besagte, dass durch einen Unfall mit einem Satelliten, der eine Menge kleinster Tiere, die man, glaube ich, sowas wie Rotbärchen nannte, an Bord hatte, die aber nun durch den Fehler auf dem Mond landen könnten, aber, sagte es weiter, als man die Krabbeltiere schon den Mond bevölkern sah, sagte also, dass diese Dinger gar nicht dort lebensfähig seien und wären. Nun ist Lord Googles Welt kein wissenschaftliches Labor per se, eher eine Art Trainingslager für Unterscheidungskompetenzen, oder eine Lockvogelanstalt für süchelnde Nach-Sich-Sucher, und was nicht noch alles der neue Gott auf dem Kasten hat. Und wenn mir selbst bei einer nicht gelungenen Aufnahme eines Sonnenflecks auf einem Möbelstück das Smartphone in die Quere kommt und ich das Ganze als Mondgöttin im Abendkleid deklariere, ist das nun auch subtile Manipulation oder künstlerische Freiheit, oder ein Laborversuch. Das muss man jeweils selbst im Kontext entscheiden. Schließlich befiehlt einem keiner, wie man die Welt zu sehen hat, was vor allem an einem Freitag mit halbierter Volksbesetzung in eine Mini-Ekstase führen könnte, indem man sich diesen nackten Fakt (noch einmal) bewusst macht. Man badet die Augen ein wenig im milden Grün des Sommers, der der heißeste Sommer der Klimaaufzeichnungen werden sollte. Gut, werfen wir halt ein Feuer an und überzeugen uns davon, wie es ist. Und Achtung auf das große Könnte! Alles könnte jederzeit ganz anders sein, als man dachte. Könnte es?

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