§377

Die zwei Frauen auf dem Photo habe ich vor ein paar Tagen weit draußen vor unserem Ort getroffen. Ich photographiere selten Menschen von nah, aber hier habe ich um Erlaubnis gebeten. Jwd! Draußen in der Pampa. Mir war klar, dass die beiden ein Paar sind, und ich hatte eindeutig das Gefühl,  dass es ihnen auch klar war. Oh wundersame Wege und Freiräume des Schicksals. Wenn Menschen Liebe füreinander ausstrahlen, das ist doch eine der erfreulichsten Anblicke, die zur Verfügung stehen. Was heißt zur Verfügung. Man muss auch sehen wollen, was schön ist für Andere, und sich daran erfreuen. Ob die beiden Frauen nun ein Paar sind oder nicht, so ist das Thema des Paragraphen 377 doch gerade wieder seitenweise im Gespräch.und betrifft alle Gendervarianten. Vor ein paar Jahren hat die Regierung den Paragraphen mal abschaffen wollen und ihn dann wieder rechtskräftig gemacht wegen Protesten und der üblichen Urphobie der Länder, deren Kollektiv-Psyche auf Blutreinheit gedrillt ist, und wo vor allem eigene Neigungen Panik auslösen und unter allen Umständen geblockt werden müssen. Nun auf einmal kommt wieder eine Wende. Ein etwas aufgeschlossener Hoher Richter meint, die Zeiten würden sich ändern, und es sei vielleicht an der Zeit, erwachsenen Paaren  in sexueller Hinsicht die Entscheidung zu überlassen und es nicht mehr Sache des Staates zu machen, was sie in gegenseitiger Übereinstimmung miteinander tun. Ein Artikel jagt den nächsten. Berühmte Leute werden als „Bravehearts“ zitiert, weil sie sich öffentlich gezeigt haben mit dem/der jeweiligen PartnerIn. Es soll also bald nicht mehr als Verbrechen gelten, wie und wo und mit wem man sexuell orientiert oder nicht orientiert ist. Die Times zeigt Landkarten und Statistiken auf, wo man dafür sterben muss oder im Gefängnis landet. Da ich an diese schreckliche Geschichte denken muss, wo Hitler herausfindet, dass einer seiner Vertrauten ( Namen vergessen) schwul ist und  er persönlich hinfährt mit den bereitwilligen Hinrichtern und alle töten lässt, da fand ich es interessant, dass mich heute früh bei meiner Runde ein Student, mit dem ich mich manchmal unterhalte, mich fragte, ob es wahr sei, dass der Holokaust ein Mythos sei und gar nicht wahr. Doch, wahr, sage ich, schrecklich wahr, unbedingt wahr, und wie kann es sein, dass ihr (Hindus) so überzeugt wart, dass Hitler ein gottgesteuerter Held gewesen ist („so viel power kann nur von Gott gegeben werden“), und nun hat das alles nicht stattgefunden. Doch, hat. Hat stattgefunden, findet immer noch statt, findet Wege, um da zu sein, wo das eigene Lieblose und Bedürftige und Erstarrte seine lichtlosen Kerker hat. Als ich mit der Seite durch bin über die ausgedrückte Hoffnung für die LGBT-Community, habe ich ein Gefühl wie am sogenannten Frauentag, wo Frauen überall einen Tag lang kostenlos Bus fahren dürfen und sich gegenseitig in die Busfenster schieben in der Mitte von dankbarem Chaos. Nun dürfen also bald alle lieben, wen sie wollen. Wenn der Richter, der es in die Wege geleitet hat, überlebt. Dann kann es ein Gesetz werden, was nicht viel zu tun hat mit der Realität, aber sicherlich u.a.auch hilfreich sein kann.

 


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