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Das Wort „Sturzbetroffen“ lag seit zwei Tagen bei mir herum, weil es mich zum Lächeln reizte wegen diesem leichten Schwung hin zu einer Tiefe, wo doch auch das „Fünkchen-Wahrheit-in-allem“ wohnt. Ich habe es auf die Titelseite eines Buches über den „Deutschen Genius“ gelegt. Dieses Buch ist mir gestern nach Jahren durch ein bewegtes Gespräch eingefallen, das sich auch um das Wort „genial“ und „Genius“ drehte. Ich kenne das Fürchten vor dem Begriff schon seit meiner Kindheit, da meine Mutter klar machte, dass mein entschwundener Vater niemals durch irgendwas und irgendwen übertroffen werden können würde…da könnt ihr machen, was ihr wollt. Habe ich auch, aber die Anfänge waren doch geprägt von dieser bedrohlichen Ausrichtung. Habe ich mir deshalb die Haare in jüngsten Jahren weiß ausbleichen lassen, damit ich dem Unerreichbaren schnell näher komme? Der wohl als ziemlich gefährlich und gefährdend betrachtete „Genius“ der Deutschen, den natürlich auch die anderen Völker im Geheimen und meist als missbräuchlicher Umgang mit dem Geistesgut des jeweiligen Volkes züchten, wurde in meiner Erfahrung nur noch überholt vom indischen Genius, dem es keinerlei Mühe machte und macht, sich direkt als Gott oder Göttin zu empfinden, wenn man das möchte. Hier im Westen gibt es ja auch „Marias“ etc, aber ganz sicherlich nicht die großzügige Ausstreuung von Götternamen, mit denen Hindus ihre Kinder segnen. Man ist stolz auf die Götterahnen im Namen. Deshalb kann auch ein Mensch wie „Osho“ sich „Baghwan“ nennen, also direkt Gott, was Osho zum Glück dann gelassen und sich mit Osho“ (japanisch: Freund), selbst runtergeschraubt hat. Kam ihm wohl selbst etwas daneben vor. Aber die Krishnas und Ganeshas und Sitas und Ramas in Indien sind so zahlreich, dass man keinem irgendeine Hybris vorwirft. Jede/r kann’s ja mal probieren und die eigene Begrenztheit erfahren. Dass die „Gurus“ nicht von ihren Hockern gestürzt werden, kann man sich eben nicht wünschen, denn dass Menschen immerfort Zuflucht nehmen und genommen haben in dem, was ihnen „vorbildlich“ erscheint, ist ja nicht grundsätzlich verwerflich, wenn sie dann wieder gehen dürfen und können, was aber in den meisten Religionen ungern gesehen wird, und den „followers“ meist sehr schwerfällt. „Followed“ man einmal tüchtig, braucht man die nötige Dosis Wachheitsserum, um den tückischen Follower-Schlaf zu besiegen. Genauso schwer, wie aus der neuen „Like-it-Sekte“ auszutreten, um sich nach innen zu wenden und sich selbst zu fragen, was man eigentlich mit „liking“ sagen und meinen will. Im gestrigen Gespräch ging es um Martha Argerich, einer „begnadeten“ Pianistin, deren Tochter einen Film über sie gemacht hat, wohl, um sie näher zu sich heran zu holen. Martha Argerichs „Genius“ wurde offensichtlich weniger als Mutter entfacht als am Piano. Man kann sich sowas als trügerisch schön vorstellen für ein Kind: unterm Klavier liegen und die Mutter geniusiert vor sich hin. Das Kind ist aber einsam und verlassen. Die anderen Töchter auch. Eine davon landete im Heim, und später, als sie von irgendwem zur Mutter gebracht wurde, spielte sie dann auch mal mit ihr Musik. Die einsamen Töchter der Göttin. Was will ich sagen? Gar nichts weiter will ich sagen, das Thema hat mich erfasst, oder berührt, ich weiß es noch nicht. Werde ich wohl die tausend Seiten des Buches „German Genius“ von einem Herrn Watson lesen können?  Oder einfach herzlich vor mich hinlächeln und mit Amber-Pichu (official name-house name), der neuen Katze, spielen und lachen? Oder beides? Oder noch eine dritte Leidenschaft dazunehmen?: tiefes und gründliches deutsches Denken, das, wenn auch zeitenweise sehr lehmbehaftet, doch auch das eigene Licht entfachen kann, nun eher als sorfältige Reflektion  und im Rahmen wachsamer Dialoge?

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