Themen

Einmal hatten wir einen Gast, der mich drei Minuten nach seiner Ankunft interessiert fragte, was denn gerade so meine Themen seien. Es wurde ein gängiger Scherz in unserer Community, wo es auch den Scherz gibt, dass hinter jedem Witz der Tod lauert. Gut, in Themen muss nicht immer der Tod lauern, aber häufig lässt sich auch das nicht vermeiden. Ist der sich anbahnende oder bereits stattfindende Hungertod im Gazastreifen mein Thema? Ich würde die innere Notwendigkeit, mit der ich mediale Berichte aufnehme, eher einen Volltreffer im moralischen Morast nennen. Das direkte Grauen ist so groß, dass, zumindest für einen Moment der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit, die Hintergründe verblassen. Solange der Mensch dem sichtlich Unmenschlichen ausgeliefert bleibt, wird irgendwann das Menschsein in den Vordergrund treten, in der Form der Ohnmacht, der Trauer, des Schreckens, der Hilflosigkeit. Manchmal erscheinen die Themen sehr getrennt voneinander, fließen dann aber wieder zusammen und erliegen günstigerweise dem nüchternen Auge und der vernünftigen Urteilskraft. Vernünftig ist auch, bei seinem oder ihrem Leisten zu bleiben, wenn sich eins der Themen darum dreht, welchen Beitrag ich tatsächlich leisten kann, anstatt nur neben dem Schachbrett zu sitzen und Meinungen abzusondern über das Spiel. Dann doch lieber d a s, was ich kann, auch tun. Am besten, so scheint mir, ist es, auf dem Weg der Selbsterkenntnis nicht locker zu lassen, also nicht so schnell zu ermüden. Denn ich denke, wenn mir die Komplexität meines eigenen Systems, beziehungsweise meines Seins, klarer bis kristallklar wird, dann ergibt sich, ganz lebendig und sehr flexibel ein Gesamtbild, welches d a s, was ich bewältigen kann, für mich zusammenfasst. Es enthält die Dosis an Themen, mit denen ich mich im Innersten verbunden fühle und die etwas zu tun haben mit dem persönlichen Maß meiner Menschlichkeit.

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