kriegen

Das Bild habe ich gestern in meiner „Galerie“ gefunden, als ich beim Löschen war für mehr Speicherplatz, und habe mich erinnert, wie berührt ich davon war. Nein, es ist nicht im Gaza-Streifen, sondern in jedem Krieg ist es, das immer wieder entgleiste Mensch -bzw. Menschlichsein, eingefangen in einem Bild. Auch Liebevolles kann da inmitten des Leides passieren: ein Mensch im Dienst nimmt sich des verwundeten Kindes an, dessen Eltern es nicht mehr gibt, das weiß es noch nicht. Wenn es dann nicht einmal mehr eine Medizin gibt (wie zur Zeit im Gaza-Streifen), dann sterben die Menschen und ihre Menschenkinder einfach. Das weiß man ja jetzt, was der Krieg ist: er ist das Unsägliche, aber man sagt dann doch immer was. Bis vieles gesagt ist und in noch ein paar Kriegsfilmstreifen weiter auch gerne Pferde geopfert werden, damit  Stürzen und Siegen und Gewinnen  authentisch wirken. Meist sind es Männer, die die ausschlaggebenden Befehle erteilen, weil Erobern und Lustmolchen und Frauenvergewaltigungen anerkannte Männlichkeitstaten sind, durch die andere Männer sich beweisen müssen, auch wenn sie nicht wollen. Oder wollen sie doch? Einmal haben wir (die Yoganautinnen) in einem Skulpturenpark eine Performance gemacht, die hieß „Schauplatz des Kriegens“. Ich hatte den Balkankrieg in Indien über BBC verfolgt, vielleicht als Gefühlsausgleich mit meiner eigenen, reichlich beglückenden Befindlichkeit. Es gab neue Technik für die Piloten, und einmal konnte man einen von ihnen jauchzen hören beim superpräzisen Erwischen eines Weichteiles, genannt Mensch. Dieser „Spaß“ und diese „Gier“ können einen leicht in die Erschütterung bringen. Man will es ja nicht wirklich so sehen, dass es auf dem Schauplatz des Kriegens tatsächlich ums Kriegen geht, ums Habenwollen (und ums Geld natürlich), und dass die dafür Gewonnenen alles tun, und dann keine Grenzen mehr finden, keinen Willen zum Aufhören. Das Grauen, so erschreckend gepaart mit der Dummheit und der Kaltblütigkeit, aus deren Quelle es kam, nimmt dann seinen Lauf. In solchen Momenten der scheinbar unheilbaren Finsternisse sollte man vielleicht eher an Diogenes in der Tonne denken, der den Helden, der ihm das Sonnenlicht stiehlt, mit einem einzigen Satz besiegt. Er vermittelt dem an Ruhm und Ehre Gewohnten, dass der ihm etwas nimmt, nämlich Licht.

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