getragen

Man staunt, oder soll ich (wohnhaft im eigenen Nu) das Staunen für mich selbst beanspruchen, wohl wissend, dass auch andere staunen. Ich staune also zum Beispiel darüber, dass ich mich immer noch getragen fühle von (m)einem höchst günstigen Schicksal, und fühle mich genau aus diesem Grunde meiner inneren Ausrichtung gegenüber zutiefst verpflichtet. Das heißt, den Kompass immer mal wieder aufmerksam im Auge zu behalten, um Spitzen der Eisberge rechtzeitig zu erspähen, oder die Nachwehen der durchforsteten  Abgründe mit der Hilfe milder Dosierungen in Schach zu halten, bis die ganze innere Architektur durch feine Beweglichkeit widerstandfähig genug ist, um dem uns allen umwehenden Wahnsinn standhalten zu können. Denn obwohl jederzeit ein Jemand behaupten kann, dass alles, was wir jetzt auf dem Planeten erleben, schon immer da war, und das war es in seinen menschlichen Grundzügen ja auch, so ist dennoch unleugbar, dass sich das Drama auf allen Ebenen extrem verdichtet hat, sodass die Komplexität der daraus resultierenden Muster immer schwerer zu durchdringen ist. Es fällt auf, dass wir auf uns selbst zurückgeworfen werden und uns die uralten Fragen erneut stellen müssen, wenn uns das interessiert. Es verlockt ein bisschen zum Gähnen, wenn das (z.B.) viel zitierte „Be here now“ nochmal in unserer Mitte erscheint und man erstaunt bemerkt, dass es immer noch nicht ganz klar ist, wie das geht. Jedem Ding und jedem Gedanken und jedem Wesen die gleichbleibende Aufmerksamkeit zu schenken, heißt das nicht: hier sein? Alles zum ersten Mal sehen: den Schnee, das Brot, die Haut. Den Augapfel!, durch den wir das ganze Abenteuer wahrnehmen konnten! Klar, eingekreist und beengt von unserer eigenen Vorstellungskraft, aber viele der Vorstellungen mussten dann auch weichen oder ganz verschwinden. Wie sagte doch einst eine der ehrenwerten Meditationslehrer:innen: in jedem Menschen wohnt Kali, die Illusionstöterin. Man muss nur wissen, wie man sie aktiviert, statt sie im Darknet in die letzte, ungeöffnete Kammer zu sperren. Dabei lebt sie, die weibliche Kraft, jenseits der Konventionen. Solange wir also noch Zeit und Muße haben, in unserer inneren Werkstätten  ungestört zu arbeiten, sollten oder können wir uns frei genug fühlen, den hochkarätigen menschlichen Mechanismus noch einmal ins Auge zu fassen und zu bedenken, dass es, in modernen Worten gesagt, noch eine Menge Luft nach oben gibt. Beziehungsweise rundherum gibt es noch Luft, die, einfach aus-und eingeatmet, zur Atmosphäre wird, in der wir uns bewegen.

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