verrücken

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Simples Puzzle
In Byung-Chul Han’s Büchlein „Transparenzgesellschaft“ hat mir eine kleine Geschichte so gut gefallen, dass ich sie hier wiedergeben möchte, damit sie nicht verloren geht: Ein Rabbi, ein wirklich kabbalistischer, sagte einmal: um das Reich des Friedens herzustellen, werden nicht alle Dinge zu zerstören sein und eine ganz neue Welt fängt an, sondern diese Tasse oder jener Strauch oder jener Stein und so alle Dinge sind nur ein wenig zu verrücken. Weil aber dieses Wenige so schwer zu tun und sein Maß so schwierig zu finden ist, können das, was die Welt angeht, nicht die Menschen, sondern dazu kommt der Messias.“ Allerdings ist es nicht das Versprechen des kommenden Messias, was mir gefällt, sondern es hat mich gereizt und angesprochen, dieser Schwierigkeit spielerisch entgegenzutreten, indem ich um mich geschaut habe in meinem Raum und von der Idee ergriffen wurde, alles darin Vorhandene ein klein wenig zu verrücken, sodass dadurch automatisch eine ganz neue Ordnung entsteht und ich damit rechnen kann, dass diese Veränderungen sich in irgendeiner spürbaren Weise auf mich auswirken werden. Es wäre nötig, es bewusst zu erfassen, denn wir wissen alle, dass wir uns ständig verändern, aber meist nehmen wir es nicht bewusst wahr, weil der Prozess des Lebens  schleichend ist. Es wäre also interessant zu beobachten, ob die Wirkung solcher Veränderungen tatsächlich spürbar ist, ohne in esoterische Gaukeleien zu verfallen. Es ist doch verblüffend, wie lange sich dingliche Zusammensetzungen halten können, und selbst nach Entstaubungen sieht man dieselben Kompositionen sich formieren, so, als gäbe es keine andere Variante als die bereits von einem entschiedene. Es ist ja nicht so, als würde man nicht mal umräumen, aber dann scheint es doch nach vielen Experimenten eine nahezu optimale Formation zu geben, um die sich die kleinen Objekte dann alle herumscharen ins nahezu Unauflösbare. Nun, da hier im Haus neuerdings viel um verbleibende Zeiträume herumkontempliert wird, enthält die Anregung eine neue Dimension. Also, wie es eine kluge Frau neulich mal formulierte, weg vom Flip-Flop, und: ran an die Realität. Es ist (leider) leicht für gerade nicht Sterbende, sich Gedanken zu machen über die Möglichkeiten, die bestimmte verfügbare Zeiträume anbieten. Auch dazu gibt es scheinbar krasse Sätze aus den yogisch geprägten Welten, wie zum Beispiel „Stirb, bevor du stirbst“. Aber auch wenn einem das Einleuchten des Satzes gelingt, besteht weiterhin die Frage: wie geht’s.  Und ist es s o gemeint, dass man mit diesem (Ich)-Tod dann eine direktere Wahrnehmung des Lebendigen hat, und dass das auf jeden Fall ein Schritt in die „richtige“ Richtung wäre, egal, wie lange man das erleben könnte. Oder sich dem Ganzen einfach von Herzen und in vollem Vertrauen überlassen, da ich erkannt habe, dass das Ganze eh nach einem innewohnenden Programm abläuft, dem ich mich durchaus anvertrauen kann. (!?)

 

 

 

* Wann wird das, was man an Vorhandenem zusammenfügt, zu Eigenem?

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