Es ist ja so mit den Erinnerungen: macht man ein Türchen auf in einem der Korridore, kann man vom Andrang des im Verborgenen geruht habenden überrascht werden. Nun muss man entscheiden: will ich oder will ich nicht hinein ins Abenteuer des Gewesenen. Nun gut, man kann die Laterne mitnehmen und sich ein wenig umschauen. Ob man vielleicht was übersehen hat, neun Jahre sind schließlich kein Windhauch, oder sind sie doch nur ein Windhauch. Einmal kaufte ich im Bazaar von Kathmandu einen Adler. Er sah gerupft aus, und ich wollte ihn nur dem Verkäufer aus den Klauen reißen. Aber der hatte ihm schon die Flügel gestutzt. So lebte er bei uns und ich nannte ihn Zarathustra. Eigentlich war ich ja Zarathustra, denn nun hatte ich einen Adler. Jemand brachte eine gigantische Himalaya Eule vorbei, kurz danach nochmal eine verwundete Eule, sie lebten draußen im Baum, der Adler innen im Haus. Irgendwann erhob er sich vom Boden und flog davon. Die Mönche erzählten uns, sie würden ihn öfters auf der goldenen Spitze des Swayambunath Tempels sehen, dann nicht mehr. Bei den Tibetern gefiel mir der freie Umgang mit Totenköpfen. Es ist ja nicht einfach zu verstehen, was die hier gemeinte Symbolik von der Tradition her verstanden meint. Wir waren keine Eingeweihten, so sehr wir auch manchmal hineingelockt wurden in die offensichtlichen Mysterien sehr anders Denkender. Aber vielleicht war es doch eher so, dass wir aus eigenen, westlichen Irrgärten kamen, durch die wir uns durchgeackert hatten mit vielen, oft gefährlichen Experimenten. Aber immerhin: wir begegneten uns. Einmal hatten wir von tibetischen Händlern eine mit Silber ausgelegte Totenkopfschale erstanden, und benutzten sie als Zuckerdose, die Mönche kugelten sich vor Lachen. Dealer, Poeten, Mönche, unser Haus war offen. Da ich nicht kochen konnte, wurde uns ein exzellenter Koch empfohlen, ein wahrer Engel, dem ich gerne hiermit noch einmal danke. Es ist einfach lange her, und es ist unserer Gästin zu verdanken, dass sie es mir nach 45 Jahren noch einmal ermöglicht hat, meinen Blick dort herumschweifen zu lassen. Denn eigentlich hatte ich ja nach Indien gehen wollen, und als der Moment kam, saß ich im Kleinbus mit Tracy. Sie war dabei, als ich als Dank für die freundliche Aufnahme der Einheimischen im indischen Städtle einen Kali-Tanz für sie performte. Die Sterne standen gut für mich, ich konnte Kairos auf einem prächtigen Vogel auf mich zufliegen sehen. Das Schicksal schenkte mir einen neuen Namen, um den wenig gerangelt wurde. Aber für mich war er ein Licht.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert