Das Nebulöse

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Schlicht und etwas kindlich betrachtet erschließt sich für mich der Begriff „das Nebulöse“ als eine Grundstimmung von Indien. Es ist das Nebulöse schlechthin, das hier wie ein Zauberfaden alle Dinge umwebt und in die akzeptierte Verschleierung von Maya, also des Illusionären, einbindet. Mit orientalischem Geist wurde zum jeweils Bestehenden nicht nur leidenschaftlich dazugewebt, sondern das Gewebe wurde auch leidenschaftluch ergründet, und gewarnt wurde vor den Tücken des Verstricktseins darin, und Wege wurden gezeigt, geöffnet und dokumentiert, wie man sich durcharbeiten kann durch die Stränge des Schicksals. Das gab und gibt es natürlich auch in westlichem Wissen, wobei im Osten vor allem durch die Idee der Wiedergeburten, die in allen Hindus zutiefst verankert ist, es natürlich auch noch eine Öffnung und Versicherung in die nimmer endende Chance einer letztendlich bürdelosen Existenz gibt. Dadurch fehlt dann allerdings oft der Ansporn, das eigene Leben aktiv zu gestalten in den paar Jährchen, die uns in dieser jetzigen Form geschenkt werden. Das Nebulöse hat sich tief eingebettet in die Seins-Partikel, und will man verstehen, muss man verzichten auf westliches Verständnis von Logik.
Aus diesem nebulösen Großraum also kam auch glasklares Denken, nein!: diamantenes Gedankengut, das daraus ungehindert auftauchen konnte, vielleicht auch unterstützt durch klimatische Bedingungen, die das rege Tun immer wieder einschränken und zu kontemplativem Sitzen auffordern und zwingen.
Ich kenne in diesem Dorf nur zwei Frauen, die Bücher lesen. Ja, man sieht vor allem alte Männer mit Gebetsheftlein nahe am Auge, während der Mund die beruhigenden Verse murmelt. Auch ist, was es zu wissen gibt, exzellent vorgedacht worden, warum also anstrengen, wo man doch von Kindheit an vieles aufschnappen und unverdaut wiedergeben kann, ohne es jemals überprüft zu haben. So ist letzendlich dieser kollektiv vernebelte Raum wohl auch die Hängematte, die wir gerne das indische Mysterium nennen, ohne es als potentielle Falle zu erkennen. Will man nun diesen Raum als Aufenthaltsort gut nutzen, beginnt man am besten auch damit, alles zu sehen als das, was es ist. Will ich also durch den Nebel dringen und hinter das farbenfrohe Spiel der Schwaden schauen, macht es (unter Umständen) auf einmal „whooosch“, und ich bin allein auf weiter Flur. Ich meine dieses schöne Allein, das Bei-mir-sein, das dann einfach da ist und schaut. Und siehe!, das Nebulöse entpuppt sich als Spiegel, und wir erinnern uns an Jean Cocteaus’s „Orpheus, wie er den flüssig gewordenen Spiegel durchschreitet. Hier staunt das Auge, im einfach Verständlichen gelandet, warum es dafür den langen, mühsamen Weg gebraucht hat. Wussten wir vorher nichts vom Ei in der Wüste?! (Hihi!Hoho!Haha!)

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´Diesen Stein im Bild habe ich schon mal photographiert. Er fasziniert mich immer wieder und sagt so viel aus ohne Worte. Die orangene Farbe ist ein Zeichen dafür, dass hier eine Gottheit verehrt wird.


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