gewöhnen

Wenn man mal eine Weile auf der Erde gewohnt hat, gewöhnt man sich natürlich daran. Man ist förmlich bestrebt, das Ganze irgendwie zu kapieren, womit man nie allein ist, denn in Essenz ist ja niemand mit etwas anderem beschäftigt. Eben mit den bisher bekannten Möglichkeiten, sich auf diesem Planeten ein paar Jahre so einzurichten, wie man es eben durch sich selbst versteht. Es kann unterwegs sehr irritierend sein wahrnehmen zu müssen, wie viele Sicht-und Handlungsweisen hier am Werke sind, so, wie man es in Indien großzügig mit den Göttern hält: jedem sein oder ihr eigener Gott, das ist auch so ziemlich das Einzige, was man, dort beheimatet, einigermaßen frei entscheiden kann, aber auch nicht wirklich, man ist ja hineingeboren in ein System. Das haben wir auch alle gemeinsam, eben in ein bestimmtes System hineingeboren zu werden, das man lange genug als d i e Welt aufnimmt, zu der man automatisch gehört. Die Systeme erzeugen Felder der Zugehörigkeit. Obwohl keiner trotz aller wissenschaftlichen Theorien genau weiß, was wir hier eigentlich machen. Man fliegt ein  paar Stunden in eine Richtung, und schon weiß, bzw. wusste bisher keiner dort, dass (als Beispiel) viele Menschen glauben, sie stammen vom Affen ab. Sie sind sich dessen so sicher, eine Art Sicherheit, die es gar nicht gibt, egal, was Wissenschaft alles leisten kann. Und die wirklichen Rätsel reisen immer mit. Auch Wasser, der Universalstoff, ist am meisten untersucht und bis heute am wenigsten verstanden worden, sagte mal ein Chemiker, der das Element erforscht. Wir gewöhnen uns daran, die Dinge zu haben und sie als natürlich daseiend zu betrachten. Allein wenn ich meinen Blick zeitlupenmäßig über meinen Schreibtisch gleiten lasse, bräuchte ich Tage, um die Hintergründe zu beschreiben, aus denen heraus die Objekte zu mir gekommen sind, einzeln schon kleine Wunder, aber dann irgendwie und irgendwann zusammengefügt in Ordnungen, die ich als die meine deuten muss, da kein anderer sie erschaffen hat. Ich erkenne sie. Sie wirkt  ’natürlich’für mich, aber dann auch immer wieder rätselhaft. Warum ausgerechnet dieses Gedicht da locker an ein Bild gelehnt, warum dieser Schlüssel zu einem Schrank, den es gar nicht mehr gibt. Die kostbaren Farbtöpfe in Porzellen, die Pinsel, die Wassergefäße, und was sie in den vergangenen Monaten alles zum Vorschein gebracht haben, das aus der Quelle steigende Tiefland, die berückende Nähe mit den Gestalten, für deren Erscheinen ich einerseits verantwortlich bin, andrerseits sind sie die LehrerInnen, die einen im Raum des Staunen herumführen, damit man, wenn man unermüdlich durch die Labyrinthe gewandert ist, mit reifem Blick das Kind wieder erkennt, das die Welt im Spiel versteht, den Gewinn und den Verlust, und vor allem die Rückkehr zur Ausgangsposition mit den Farben, die die Form komplementieren. Wenn man sich einerseits auskennt in diesem und jenem, andrerseits aber doch vieles offen lassen kann, nicht nur aus dem Grad des Ungewissen heraus, sondern auch aus Gewissheit, dass noch nicht alles erforscht ist an potentiellen Möglichkeiten des Menschseins. Oder gibt es in letzter Konsequenz doch nur e i n e , indem man sich selbst als das Rätsel des Daseins versteht, sich durchgrübelt und dann wieder entlässt bzw einlässt in das Gegebene, wo die Geschichten wohnen, umgeben von der Schönheit des Alls.

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