zuströmen

Nun ist es natürlich auch so, dass wir uns täglich, stündlich und sekündlich wandeln, ob wir nun wollen oder nicht, die Zeit nimmt uns mit. Wir werden entweder mit dem Strom mitgerissen, oder lassen uns ein auf das Strömen, oder schwimmen gegen den Strom, auch das bewusst oder unbewusst. Oder tanzen am Rande entlang und schauen dem Spiel zu, oder machen einen Film darüber, oder es gebiert sich ein Lied aus dem Schädel. Unentwegt produziert sich das vor uns Stattfindende, durch das wir mit unseren vielen Maschinen herumnavigieren, oder mit Füßen und walking sticks undsoweiter. Können wir noch jemand werden der oder die wir noch nicht sind, und wieweit sind wir gebunden an das, was bereits am Laufen ist, das in frühem Kindesalter gefertigte Band, Schicksalspaket genannt, das sich nun aufrollt wie eine Palmblätterweissagung, von der man gar nichts wusste, die nun aber unvermeidlich in Erscheinung tritt. „Das ist halt passiert“, sagte der Mörder im Todestrakt zu Werner Herzog, dem Filmemacher, der in dem Luxus und der Freiheit lebte, über Todeskanditaten ein par Streifen drehen zu können. Der Mörder war gebildet, hasste dann irgendwann aber die tödliche Arbeitslangeweile und wurde sehr wütend und brachte drei Menschen um. Die Mutter weinte um den guten Jungen, der war gelassen und wusste, dass da nichts mehr zu ändern war, er konnte nur noch auf die Papiere warten und das Exekution Datum. Also wenn wegen dieser radikalen Akzeptanz des Schicksals kein Bedauern mehr Sinn macht, weil man so gehandelt hat und nun die Konsequenz folgt. Hätte man wirklich anders handeln können oder sollen, das wird niemals zu beantworten sein. Zu viele Entscheidungen sind gefallen, und viele fremde Belichtungen haben sich durch unsere Systeme bewegt, sodass selbst dem Fühlen allein nicht zu trauen ist, am besten balanciert es sich in Gesprächen. Was wir aus uns gemacht haben aus all dem fremden und vertrauten Angebot der Matrix, das ist die Kultur, die sich fortsetzt: die Bemühungen, die Bilder und die Worte, und die Wirkung, die wir ohne Unterlass auf die subatomare Ebene haben, und die Resonanz, die von dort auf uns zuströmt.

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