anziehen


Yves Saint Laurent                             Schwarzes Quadrat von Malewitsch
Wie erfreulich ist es doch, wenn Herz und Geist (vielleicht sind sie ja eins) leise vor sich hinjubeln, weil etwas ihnen Entsprechendes aufgetaucht ist aus dem Ozean der Erscheinungen. Die beiden Kunstwerke ziehen mich nicht nur an, sondern ich finde Wesentliches von mir in ihnen verkörpert. In einem Büchlein von Markus Gabriel über „Die Macht der Kunst“ wird Malewitsch und sein schwarzes Quadrat schon im Vorwort erwähnt, und zwar, dass er es in Moskau absichtlich hoch in den sogenannten „Herrgottswinkel“ gehängt hatte, also „dem Ort, der in einem traditionellen russischen Raum den Ikonen zugedacht ist.“Es gilt als Bekenntnis und als Provokation, was es von jedem anderen beliebigen schwarzen Quadrat auszeichnet. Als Kunst eben, weil Kunst „behauptet“ in ihrer „radikalen Autonomie.“ Das Gewand von Yves Saint Laurent entspricht diesen Kriterien aus meiner Sicht ebenfalls, auch wenn die Möglichkeit des Erwerbes dieser Werke in galaktischen Weiten liegt. Muss auch nicht erwerbbar sein, denn man ist ja auch persönlich mit Anziehen und Farbe beschäftigt und versteht durch sich selbst die Schönheit radikaler Reduktion. Der Kult, der z.B. in Filmen mit Kleidung betrieben wird, kann wohl unterhaltsam sein, hat aber nichts zu tun mit dem kontemplativen Blick, mit dem man zu ersinnen sucht, als wer man heute aufsteht, bevor man zur Gewandung greift. Auch muss es nicht täglich etwas Anderes sein, nein, es muss lediglich den Klang der Befindlichkeit unterstützen. Das Bild von Yves Saint Laurent kam aus Paris, wo die Künstlerin Henrike Robert (Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit im (exzellenten) Museum Abteiberg, Mönchengladbach) ihre Nichte, die Ausstellung von Mark Rothko und den Poeten Jochen Winter besucht hat. Das alles fügt sich vortrefflich zusammen und erlaubt es einem, auf bemerkenswerte Schöpfungsprozesse hinzuzweisen.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert