schwierig

Angesichts der Realität des Ungewissen, die uns stets begleitet, bleibt es nicht aus, dass man sich fragen kann, wie man wohl selbst reagieren würde, wenn man von einem auf den anderen Tag alles verlieren würde oder zurücklassen muss, weil einen etwas zwingt, mit dem man nicht gerechnet hat. Es ist schwierig, sich in die Notlagen anderer Menschen auf längere Zeit hin auseinanderzusetzen, weil u.a die eigenen Fähigkeit des in Andere Hineinversetzenkönnens auch eine Sache der Übung ist, die man dann im Notfall nicht immer parat hat. Man kann sich natürlich auch in Wertschätzung des menschlichen Tuns üben: HelferInnen, die aus allen Teilen Deutschlands anreisen, oder Bauern, die mit ihren Traktoren die Massen des Entsorgten irgendwo hintragen, ja wohin kommt denn das alles!? Alle Achtung also, muss man schon sagen!, was da für ein menschliches Potential befreit wird, das ist immer wieder eindrucksvoll und widerspricht der latenten Neigung, Menschen nicht allzuviel zutrauen zu wollen, so, als könnten sie gar nichts lernen aus dem Vergangenen. Können sie? Vielleicht ist das Helfen ein anderer Antrieb, mit der eigenen Hilflosigkeit umzugehen. Ein guter Weg, denn man bekommt die menschliche Anerkennung, die man vielleicht vermisst hat. Helfen ist auch ein Geben, und in so einer Not will man ja vom Anderen nichts haben, sondern es bleibt einem nur das Geben von dem, was man hat. Die Inder teilen gerne in „dena und lena walas“ ein, also diejenigen, die geben, und diejenigen, die nehmen. Allerdings gibt es auch den Ausdruck „denalena“ wala (oder wali), und bedeutet in dem Fall diejenigen, die keinen stören, weder durch Nehmen oder Geben, gut, das ist ein philosophischer Punkt. In meiner Vergangenheit gab es auch die Idee  des „Täschchen“, das man, als es mal wieder eine Katastrophe gab, immer bei sich haben sollte, Bankdaten, Krankenversicherungskasse, Smartphone, günstigerweise mit Internet usw. Und man kann herumschauen, was man wirklich vermissen oder gar nicht vermissen würde, dabei ist es wahrscheinlich erst einmal alles. Jahre hat es gedauert, bis es sich entwickelt hat zu dem, was man sein eigen nennt, mag es noch so sehr dem Besitz der Anderen gleichen. Von „Erinnerungen“ ist auch immer die Rede, und wer kennt es nicht, das Herumzögern um Dinge, die es einem schwer machen, wenn man sie aufgeben oder weggeben will. Und dann ist ein Verlust ja auch immer ein Kontrastprogramm zu dem, wie ich es wahrgenommen habe, als es noch nicht verloren war. Bald nach einer Katastrophe kommt es darauf an, wie jede/r damit umgeht, mit der manifestierten Verlustangst, mit der Trauer, mit der Einstellung zu Neuanfängen. Und würde der Anteil an asketischer Einstellung, die sich eher dem Wenigen zuneigt als dem Zuviel, wirklich standhalten, wenn plötzlich ein Schwertstreich des Schicksals einem alles aus der Hand nehmen könnte, von dem man närrischerweise annahm, man hätte es in der Hand. Und in wieweit kann man überhaupt auf etwas vorbereitet sein? Es müssen dann wieder irgendwelche Köpfe rollen, als würden nicht alle in einem latenten Somnambulismus leben, und das einzige Gegenmittel, das bisher gegen den Wahnsinn gefunden wurde, die Wachheit ist. Oder ist es die Vernunft. Oder beides? Oder das Beisichsein, das einem beibringt, sich auf angemessene Weise durch das zu bewegen, was auf einen zukommt. Das ist ganz sicherlich nicht einfach, wenn der Alltag derart aus den Fugen bricht.

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