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Das sind die beiden parteiführenden Herren, die sich zur Zeit in möglichst entgegengesetzter Richtung um das goldene Kalb herumjagen, das Kalb ist der sogenannte Hinduismus. Der Hinduismus ist immer von anderen Ländern und vom eigenen falsch verstanden worden, weil man ihn nicht verstehen kann. Warum kann man ihn nicht verstehen? Weil es ihn nicht gibt. Natürlich ist da etwas, was man den „Hinduismus“ nennen kann, aber was meint das? Es meint, dass jede/r, weil es ihn nicht gibt, das, was er für ihn hält, nennen kann, wie er will. Das ist natürlich mit vielem so, aber der Hinduismus ist ein prächtiges Beispiel. Das Wort gibt es auch noch nicht lange und ist nicht von Hindus geprägt worden. Irgendwie musste man wohl mal das, was hier los war und ist, nennen. Der Hinduismus ist keine Religion und hat auch keinen Gründer. Er hat sich als ein sehr geräumiges Feld herausgebildet, selbstorganisierend, poiesisch, ja, und vielleicht gerade wegen dieser natürlichen Poiese auch sehr poetisch. Wegen der enorm hohen Ansprüchlichkeit an das Menschsein, was Frieden und geistige Gelassenheit durch das Akzeptieren des Schicksals betrifft, leisten hier Menschen permanent das für mich zumindest Unvorstellbare mit einer Geduld. die mir leider nicht mitgegeben wurde. Ich muss forschen und zu einem gewissen Maß herausfinden, wie und was und wer es ist, was und wer mir und wie begegnet, das müssen sie nicht, doch sind ja beide Lebensweisen gleichermaßen mühsam, der Glaube und das oft magere Resultat des Wissens. Zurück also zu den Herren, die sich seit Tagen durch die Hinduschlacht schlagen mit Dolchen und Küchenmessern und Nussknackern, edle Schwerter habe ich nicht wahrnehmen können. Die Zeit der edlen Schwerterführung ist (auch) vorbei, wenn es ihn  jemals gab, den heiligen Schwertstreich Die brennende Kernfrage zwischen Gandhi und Modi ist also: wer ist der bessere Hindu? Modi, bewusst oder unbewusst als Santa Claus verkleidet, hält den Nehru-Dynastie-Bengel für eine Hindu-Niete. Und egal, wie viele Hindu-Schriften Rahul auswendig lernen kann und Puja (Gottedienst) zelebrieren am Nabel des Weltenschöpfers, die religiös fanatische, safranfarbene Bande auf der Gegenseite wird die Anerkennung verweigern. Rahuls Mutter fand dazumalen einen geistreichen Ausweg aus der Bredouille, in der sie war, als man sie zur Premier Ministerin machen wollte. Sie nahm den Posten nicht an und setzte Manmohan Singh an ihre Stelle, ein friedlicher Mann, aber ja, kein egomanischer Weltretter. Narendra Modi wiederum brodelt vor lauter Hindu-Substanz, also etwas, was es eigentlich gar nicht gibt. Man lernt ja selbst mit der Zeit, dass vieles, was man für selbstverständlich hielt, gar nicht da ist, zumindest nicht in der Dosierung, die man vermutet hatte. Auf meinem morgendlichen Rundgang habe ich heute den Sadhu (Mönch) gefragt, wie es seinem Ischiasschmerz geht, und ja, gar nicht gut. Für ihn, sagte er, wäre es jetzt so, dass, wenn Gott seine Bitte erhört und ihn den Planeten demnächst verlassen lässt, dann gibt es Gott für ihn. Wenn nicht, dann nicht. Wer hat denn deiner Meinung nach den Schlüssel für deinen Abgang?, frage ich ihn. Hast du ihn? Außer Gott gibt es ja noch eine dritte Variante, wo der Schlüssel sein könnte, oder gab es gar niemals das Himmelstor mit seinem schmucken Schloss und dem goldenen Schlüssel?  Heute sind Wahlen im Bundesstaat Rajasthan. Mal schauen, wen sie wählen. Jemand hat gestern gesagt, man könnte an der Hose und am Haarschnitt erkennen, zu welcher Partei jemand gehört. Von den Frauen und ihrer politischen Meinungsbildung weiß ich (noch) nichts.

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