zugehen

Nochmal kurz zurückblickend auf meine gestrige Empörungstirade, muss ich sagen, dass ich nicht bedaure, die Technik des Schwertstreiches erlernt zu haben, wenn es klar ist, dass die Technik nur kunstvoll sein kann, wenn keine Wunden entstehen. Erlernt man aber die Handhabung im Übungsfeld, ist nichts gefährlicher als schlampiges Fuchteln, statt darauf zu achten, dass kein Blut fließt. Worauf gilt es zu achten? Was liegt mir am Herzen? Wo muss ich Worte finden für das, was mich umtreibt, oder wo mich die Missachtung bestimmter Werte empört, sodass es meiner Ohnmacht zwar nicht direkt abhilft, und doch…es ist mir doch wichtig, innere Klarheit zu erschaffen über die Art und Weise, wie ich selbst die Dinge erfahre und was sie in mir auslösen. Über eine Frage aus dem Freundeskreis musste ich nochmal nachdenken, und weiß eigentlich noch keine Antwort darauf: ist es angebracht, in gewissen Kontexten „die Menschen“ als „dumm“ zu bezeichnen, so als wäre dieser Blick nicht automatisch arrogant. Ich denke, es kommt auch hier auf den Background an, die Hintergedanken, die Motivation. Für Philosophen zum Beispiel kann es sehr schmerzhaft sein, von den Idealen, die man in sich trägt und die Menschheit gerne nach dorthin unterwegs sehen möchte, mal abzulassen, um zu realisieren, dass es in jeder Geschichtsepoche eine bestimmte bewegliche Menge von Menschen gab, die einen geradezu frappierende Neigung zeigen, kein Interesse an der Selbsterforschung zu bekunden. So mutiert dieses Interesse immer mal wieder zu einem Spezialgebiet, wo in allen geistigen Lehren wie auch in der Psychologie, einerseits Wege aufgezeigt werden, wie man das dunkle Schicksalspaket etwas belichten und erleichtern kann, andrerseits aber verhältnismäßig wenige Menschen davon d e n Nutzen nehmen, durch den ein zufriedenstellendes Leben entstehen kann, wenn man die entsprechenden Fragen und Antworten für sich selbst finden und daraus Handhabung und Umsetzung erschaffen kann. Ja, Dummheit ist immer verfügbar. In der Politik kann man manchmal den leise tretenden Wechsel ins Perfide beobachten. Gestern wurde ich noch in einem guten Gespräch darauf hingewiesen, dass die Tatsache, dass ich die beiden gefährlichen Männer, die gerade mit entflammtem und schwer einschätzbarem Ego herumhantieren und sich offensichtlich nicht mehr daran erinnern, was in Nagasaki und Hiroshima wirklich bis heute am Laufen ist, dass man diese Männer eigentlich nicht mit dem Wort „Kinder“, oder „Jungs“ betiteln sollte, weil man sonst den Schrecken des Vorgangs mindert, und nebenher auch die Kinder beleidigt. Es stimmt. Wer will schon sprachlos werden vor Schrecken. Der Schrecken ist ein schwarzes Loch, aus dem man nicht so leichtfüßig wieder herauskommt. Wenn überhaupt. Kommt man aber wieder heraus, hängt es davon ab, wieviel Schaden entstanden ist. Wenn Menschen einfach Boote bewusst umkippen können, damit die Insassen, die vorher bezahlt haben und in diesem Fall noch in ihren Teenagerjahren sind,  einfach verschwinden, dann weiß man, was auf der Erde los ist, wie es zugeht im menschlichen Miteinander. Es ist ja nicht die einzige Unmenschlichkeit, die stattfindet, sondern es ist wie ein Ruck in der kollektiven Psyche, der die Hoffnung ersticken kann, dass man vom Menschen noch viel „Gutes“ erwarten kann. Daher der Druck auf uns allen in der Mitte des Friedensmärchens: Was für ein Mensch bin ich selbst, und wie und wer kann ich sein als Mensch. Die Inder haben halt auch die Weisheit mit Löffeln…ach  nein….mit Händen gegessen, und geben den guten Rat: in der „dunklen Zeit“, wenn keiner mehr durchblickt, schau dich selbst an und erkenne, wer du bist. Das erinnert uns dann wieder an das antike Griechenland und alle hohen Kulturen, wo Menschen noch Zeit hatten, das Wesentliche zu bedenken.

 

Die Zielscheibe auf dem Bild hing bei uns im Wald an einem Baum und wurde von einer Bewohnerin unseres Hauses abgenommen und hierhergebracht. Sie empfand es als beunruhigend, dass die Löcher so groß waren und wahrscheinlich von Luftschußgewehren oder wie die Dinger heißen, durchschossen. Die Übergänge können so nahtlos sein, das ist das Erschreckende. In der Tat: Wo fängt das Kinderspielzeug an, und wo hört es auf, Spielzeug zu sein.


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