wirbeln

  *

Was mir an diesem Jahresumschwung reizvoll erscheint, ist, dass mir nicht nur der Blick über das globale Geschehen den Gedanken einflößt, dass neue Ideen dringend gebraucht werden, um eingefahrene Denkstrukturen auflockern zu helfen, sondern ich spüre in mir selbst einen Impuls, der mir ermöglicht, mein inneres System zu öffnen und den frischen Wind der Zeit durchziehen zu lassen. Ja, was könnte nun der frische Wind sein, der hier durchzieht. Will ich im Nichts ein großes Schweigen bauen, weil Sprechen das Dickicht der Sprache kaum mehr bewältigen und durchdringen kann, oder will ich weiterhin nach Anregungen in mir fahnden, die trotz des  mühseligen Trotzquam noch einen Raum der Gelassenheit eröffnen können. Oder besser ein großzügiges Raumquartier kann es sein, in dem einerseits gedacht werden kann, dass das ganze Leben auf dem Planeten tatsächlich ein Spiel ist, oder eine tragische Komödie, oder eine komische Tragik beinhaltet, was mich andrerseits nicht davon abhalten sollte, eine gewisse ruhige Leidenschaft für meinen Kompass zu entwickeln. Denn da, wo mein eigener Nachen sich auf den Flüssen und Meeren bewegt, da will ich schon, dass die Reise meinem eigenen Wesen entspricht, was wiederum Kontakt braucht mit dem Lebendigen. Manchmal fließen mir dann  die indischen Sätze zu, deren Logik sich nicht unbedingt leicht enthüllt. Was heißt das nun z.B. zu sterben, bevor man stirbt. Es kann bedeuten, dass zuerst das Ich einigermaßen vertraut gemacht werden muss, bevor es in einem Irgendwann auf einmal im Weg stehen kann. Mit den Wünschen, mit den Gedanken, mit den Klamotten, mit den Mitmenschen, mit den Reisen, mit den Medien, mit den Gewohnheiten usw. Oder überhaupt mal schauen, wer im Nichts auf dem Stuhl sitzt. Möge ein frischer, wilder Wind uns alle durchwirbeln, und nicht (nur) wegen den Katastrophen, sondern wegen uns selbst und den kostbaren Stunden, die (noch) zur Verfügung stehen.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert