befremdlich

Das wichtigste Fest des Christentums bahnt sich an, Hase und Eier so etwas wie ein natürliches, klimabedingtes Beiwerk darstellend zum großen Drama, in dem der Held im Kreis seiner Followers erst verraten, dann mit bluttriefenden Kopfwunden durch die Straßen getrieben wird, vorbei an den zugelassenen Gaffern. So, wie es heutzutage auch viel zu gaffen gibt an den Bildschirmen und es keinem verübelt werden kann, wenn der Mut fehlt, in die Szene einzubrechen und Gerechtigkeit zu fordern, und dann: welche. Nach langen Jahren in Indien und das Christentum als befremdlich wahrnehmend, habe ich mir dann irgendwann die mir relevant vorkommenden Fragen gestellt, von denen eine wäre: was bedeutet mir diese Geschichte. Er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen? Fürwahr? Aber auch ich muss ja nicht an meinem Konfirmationsspruch herumnagen und ein Feld infrage stellen, wo ich mich gar nicht auskenne. Wenn ich einen Film aus ein paar Fetzen des Stoffes machen wollen würde, könnte ich mir vorstellen, dass auf einmal während seines Folterganges die Erde erzittern und ein rasendes Amazonenheer heranpreschen und ihn, den Gepeinigten, hoch aufs Ross hieven würde, und ab mit ihm nach Kashmir, wo er als Krishna, der Gott der Liebe, weiterarbeiten kann. So sehe ich mich dieses Jahr genötigt, mich von diesem geschichtlichen Jesus zu lösen, bei allem Respekt für die möglichen Varianten dessen, wie es einst wirklich war, als nirgendwo Kameras hingen und keiner ein Selfie mit dem Nageleinschlager machen konnte. Es war ja nicht nur er, der da hing, sondern andere hingen auch angenagelt herum, das war damals Usus. Und wem sollte man es zutrauen können, sich gegen offensichtliches Unheil aufzubäumen, da die Angst durchaus berechtigt ist, dabei selbst genagelt zu werden. Nicht jede/r ist begabt für einen Heldentod. Mit Christus wird obendrein noch ein Göttersohn geopfert, und diese Neu-Orientierung war den meisten dann wohl doch zu unheimlich. Und es ist ja nicht so, als hätte es jemals aufgehört mit der Opferung Gutgesinnter, sie sind den Machthungrigen ein Dorn im Auge. Ständig tut es weh, dass sie nicht sein können wie diese Anderen, die in einer ihnen fremden Welt leben, in zu der ihnen Einblick und Zugang fehlen. So kommt es mir gesund vor, aus Phantasie und Historie herauszutreten und den Blick offen zu halten für das, was einen wirklich betrifft. Damit der gepeinigte Geist sich erholen und auferstehen kann.

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